taz.de -- NRW sucht Legehennen-Küken-Lösung: Mästen statt Schreddern

Der Agrarminister in NRW droht, in einem Jahr die Tötung männlicher Legehennen-Küken zu verbieten. Doch was wird dann aus den Tieren?
Bild: Wenn es Glück hat, wird dieses Küken nicht erstickt, sondern gestopft.

BERLIN taz | Nordrhein-Westfalen erhöht den Druck auf die Landwirtschaft, das massenhafte Töten männlicher Küken von Legehennen zu stoppen. Als erstes Bundesland wies Agrarminister Johannes Remmel (Grüne) die Landkreise an, den Brütereien diese Praxis binnen eines Jahres zu untersagen.

Bisher landen die männlichen Küken innerhalb von 72 Stunden nach dem Schlüpfen in Tonnen, in denen sie mit Kohlendioxid erstickt werden. Schließlich sind die heute üblichen Hühner extrem spezialisiert gezüchtet worden. Sie liefern entweder viele Eier oder viel Fleisch – aber nie von beidem genug, um rentabel zu sein. 45 Millionen Mal im Jahr passiert dieser „Kükenmord“ in Deutschland ([1][taz vom 25. 5. 13]).

Minister Remmel hält das für „absolut grausam“. Anlass für sein Schreiben an die Landkreise ist nun, dass die Staatsanwaltschaft Münster die Massentötung als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz eingestuft hat. Der Deutsche Tierschutzbund fordert jetzt auch die anderen Bundesländer auf, gegen die Praxis vorzugehen. Niedersachsen prüft das bereits. Erst dann würden wohl die meisten Küken überleben, denn dort stehen die größten Brütereien in Deutschland, NRW hat nur rund 15 vergleichsweise kleine Betriebe.

„Die getöteten Küken werden ja einer Nutzung zugeführt, zum Beispiel Futter für Zootiere“, kritisierte Antonia Riedl, Referentin beim Bauernverband, Remmels Vorstoß. Es sei auch unklar, was sonst mit den Küken passieren soll. Sie könnten zwar länger als normale Masthähnchen gemästet und dann als „Stubenküken“ genannte Delikatesse verkauft werden. „Aber das ist sehr teuer, und es gibt den Markt dafür einfach nicht.“

Andere Möglichkeiten, das Töten zu beenden, sieht der Verband nicht. Deutschlands größter Legehennenzüchter Lohmann arbeitet zwar gerade an einem Zweinutzungshuhn, das akzeptabel viel Eier legt und einigermaßen Fleisch ansetzt. „Doch das dauert noch“, erklärt Riedl. Und die Geschlechtserkennung bereits im Ei durch technische Methoden sei bislang zu teuer. Vielleicht führt ja Remmels Verbotsdrohung nun dazu, dass die Branche schneller praktikable Lösungen findet.

4 Oct 2013

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Jost Maurin

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