taz.de -- Proteste in Ägypten: Dutzende tote Demonstranten

Am Sonntag haben Gegner und Anhänger des gestürzten Präsidenten demonstriert. Es gab mindestens 53 Opfer. Die meisten haben Schussverletzungen erlitten.
Bild: Jeder, der am Sonntag in Ägypten gegen die Armee protestierte, wurde als Agent feindlicher Mächte, nicht als Demonstrant, angesehen.

KAIRO rtr/dpa | Bei gewaltsamen Protesten in Ägypten sind am Sonntag mindestens 53 Menschen getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete zudem von mehr als 200 Verletzten. Nach Angaben des Innenministeriums starben die meisten Menschen in der Hauptstadt Kairo und in Vororten. Mehrere Hundert Demonstranten seien festgenommen worden, hieß es weiter.

Die Kämpfe brachen aus, als Anhänger und Gegner des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi auf die Straßen gingen. Die meisten Toten hätten Schussverletzungen gehabt, hieß es aus Sicherheitskreisen. Ein Mediziner sagte, die Polizei und das Militär hätten von einer Brücke aus auf Anhänger der Muslimbrüder geschossen.

In Kairo ignorierten Tausende Anhänger der Muslimbrüder Warnungen der Regierung und demonstrierten für Mursi. Sie marschierten in Richtung des Tahrir-Platz, auf dem sich Regierungsanhänger zum Gedenken an den Jahrestag des Angriffs auf Israel 1973 versammelten. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Muslimbrüder vom Platz fernzuhalten.

Die Regierung erklärte, jeder, der während der Gedenkveranstaltung gegen die Armee auf die Straße gehe, werde als Agent feindlicher Mächte und nicht als Demonstrant angesehen. Auch in anderen Städten wie Alexandria, Suez und Aswan kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Mursi-Anhängern und -Gegnern.

Die Muslimbrüder sehen sich starkem Druck durch die Regierung ausgesetzt. Hunderte Anhänger wurden in diesem Sommer bei Ausschreitungen getötet, ihre Anführer sitzen im Gefängnis. Die Bewegung ist seit knapp zwei Wochen faktisch verboten. Ein Gericht untersagte den Islamisten jedwede Tätigkeit und ordnete die Beschlagnahme ihres Geldes an.

7 Oct 2013

TAGS

Ägypten
Protest
Muslimbrüder
Militär
Kairo
Mohammed Mursi
Muslimbrüder
Ägypten
Ägypten
Ägypten
Ägypten
Ägypten

ARTIKEL ZUM THEMA

Nach Absetzung Mursis: USA frieren Hilfe für Ägypten ein

Die USA wollen in Ägypten „glaubwürdige Fortschritte“ sehen. Erst dann werden sie die nun eingefrorenen finanziellen Mittel wieder freigeben.

Kommentar Gewalt gegen Muslimbrüder: Plan B für Ägypten

Die Militärs versuchen, die Muslimbrüder als politische Kraft auszulöschen. Und scheitern damit. Es wird Zeit, dass sie politisch denken.

Syrische Flüchtlinge in Ägypten: Risiko für Leib und Leben

Eine Gruppe syrischer Flüchtlinge, die von Ägypten nach Europa wollen, werden von der Küstenwache gestoppt. Jetzt hausen sie in einer Polizeistation.

Unruhen in Ägypten: Proteste zum Jahrestag

Am Sonntag sollen offizielle Feiern an den Yom-Kippur-Krieg gegen Israel erinnern. Gleichzeitig mobilisieren Muslimbrüder ihre Anhänger für Proteste.

Proteste der Muslimbrüder: Gewalt auf Ägyptens Straßen

Schüsse mit scharfer Munition. In Ägypten kommt es bei Demos der Muslimbrüder zu Ausschreitungen. Mindestens ein Mensch wurde getötet.

Tourismusminister über Ägypten: „Ägypten ist nicht Kairo“

Hischam Sasou, ägyptischer Tourismusminister, will die Urlauber zurück nach Ägypten holen. Die Sicherheit sei wiederhergestellt, sagt er.

Tourismus in Ägypten: „Der erste Ausländer seit drei Tagen“

Die großen Reiseveranstalter sind sich uneins, ob Ägypten wieder sicher ist. Die Tourismusflaute entzieht zahlreichen Ägyptern die Lebensgrundlage.