taz.de -- Übergriff auf Jugendliche in Sachsen: Bad Schandau frei von Schande

Nach dem Angriff auf eine Hamburger Schulklasse wurden Neonazis als Täter vermutet. Ermittler fanden aber keine Hinweise auf Fremdenfeindlichkeit als Motivation.
Bild: Das malerische Bad Schandau im Elbsandsteingebirge: keine No-go-Area.

BAD SCHANDAU/ HAMBURG dpa | Der Überfall auf eine Hamburger Schulklasse im sächsischen Bad Schandau hat nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler keinen fremdenfeindlichen Hintergrund. Wie das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der Polizei am Dienstag mitteilte, wurden vier mutmaßliche Schläger im Alter von 18 bis 27 Jahren ermittelt. "Ein politisch motivierter oder fremdenfeindlicher Hintergrund der Tat konnte bisher nicht festgestellt werden."

Bei der Attacke in einer Jugendherberge war ein 15 Jahre alter Schüler Anfang September schwer verletzt worden. Der Jugendliche mit chinesischen Wurzeln hatte einen Kieferbruch erlitten. Die Angreifer waren den Hamburgern von einem Dorffest bis in die Jugendherberge gefolgt.

Das OAZ zur Extremismusbekämpfung hatte die Ermittlungen übernommen, weil vor dem Angriff Nazi-Parolen gebrüllt worden sein sollen. Das sei nach den Zeugenaussagen aber gar nicht mehr sicher, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, Lorenz Haase. Bei dem Dorffest soll auch über Fußball diskutiert worden sein. Dynamo Dresden hatte kurz zuvor ein Spiel gegen St. Pauli verloren. Wer da was gebrüllt haben soll, müsse noch genauer ermittelt werden, sagte Haase.

Die Polizei hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen fünf Wohnungen durchsucht und dabei zahlreiche Beweismittel sichergestellt. Hinweise, dass die mutmaßlichen Schläger zur rechten Szene gehören, fanden sich dabei offenbar nicht. Gegen die vier Männer wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

8 Oct 2013

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