taz.de -- Nazi-Verbrecher in Italien: SS-Führer Priebke ist tot

Erich Priebke war maßgeblich an einem Massaker beteiligt, bei dem Hunderte von Menschen erschossen wurden. Seine Tat hat der Nazi bis zu seinem Tod nie bereut.
Bild: Erich Priebke 2007 in Rom

ROM afp | Der NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke ist offenbar tot. Der ehemalige SS-Offizier sei am Freitag im Alter von 100 Jahren in Rom gestorben, berichteten italienische Medien. Priebke stand in Rom unter Hausarrest, nachdem er 1998 in Italien wegen eines Massakers im März 1944 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Bis 1994 hatte Priebke unbescholten unter seinem echten Namen in einem Badeort in Argentinien gelebt. Dann entdeckte ihn ein nach Nazis recherchierender US-Journalist und Priebke wurde nach Italien ausgeliefert. Dort wurde er wegen des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom vor Gericht gestellt. 1998 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch nur ein Jahr später kam er wegen seines schlechten Gesundheitszustands und seines Alters wieder aus dem Militärgefängnis frei und in Hausarrest.

Am 23. März 1944 hatten italienische Partisanen mit Bomben 32 Männer einer deutschen Polizeieinheit getötet. Angeblich auf direkten Befehl Adolf Hitlers sollten für jeden toten Deutschen zehn Italiener sterben. Nur einen Tag nach dem Anschlag führten SS-Truppen insgesamt 335 ahnungslose Männer – der jüngste ein Jugendlicher von 15 Jahren – in die Höhlen, um sie zu erschießen.

Priebke soll als Hauptsturmführer die Namensliste der Opfer, unter ihnen 75 Juden, geführt haben. Er gestand außerdem, zwei Gefangene selbst erschossen zu haben. Er zeigte [1][nie Reue].

11 Oct 2013

LINKS

[1] http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/40767

TAGS

Erich Priebke
NS-Verbrechen
Nazis
SS-Offizier
Erich Priebke
Erich Priebke
Erich Priebke
Erich Priebke
Erich Priebke
Rechtstextreme
Simon-Wiesenthal-Center

ARTIKEL ZUM THEMA

NS-Verbrecher Priebke in Italien bestattet: Grab ohne Namen

Einem Zeitungbericht zufolge wurde NS-Kriegsverbrecher Priebke auf einem italienischen Gefängnisfriedhof beigesetzt. Nur die Familie soll demnach den Ort kennen.

NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke: Bestattung an einem geheimen Ort

Im Streit um das Begräbnis Priebkes konnte eine Lösung gefunden werden, so sein Anwalt. Sein Leichnam wird entweder in die Schweiz oder nach Österreich gebracht.

SS-Führer Erich Priebke: Angst vor dem Untoten

Er ist tot – aber noch lange nicht erledigt. Der Streit um die Beerdigung Erich Priebkes hat erst begonnen. An Roms Häuserwänden ist der Nazi allgegenwärtig.

Ausschreitungen bei Priebke-Trauerfeier: Faustschläge und „Mörder“-Rufe

Sie riefen „Mörder“ und „Henker“: Bei der Trauerfeier für den NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke sind Neofaschisten und Gegendemonstranten aneinander geraten.

Nazi-Verbrecher Erich Priebke: Geburtsort will den Leichnam nicht

In Italien mehren sich die Stimmen, die für eine Beisetzung Priebkes in Deutschland plädieren. Doch Henningsdorf weigert sich und verweist auf seine Friedhofsordnung.

Eines der größten Rechtsrockevents: Rock fürs Vaterland

In Sachsen-Anhalt trafen sich über 800 Rechtsextreme. Sie feierten ihre Bands und verbreiteten Hassparolen. Der Gegenprotest blieb klein.

NS-Verbrecher Erich Priebke: Keine Reue, neue Fans

Am kommenden Montag wird der SS-Mann 100 Jahre alt. Neonazis haben den verurteilten Kriegsverbrecher als Idol für sich entdeckt.

Wehrmachtsprozess in Italien: Verbrechen bleiben ungesühnt

In Italien geht einer der letzten Prozesse gegen Soldaten der Wehrmacht zu Ende. Ihnen wird besonders schwerer Mord vorgeworfen. Belangt werden sie wohl nicht.