taz.de -- Aussage zu Mundlos und Böhnhardts Tod: „Dritter Mann ist ausgeschlossen“

Beim NSU-Prozess schildert der Leitende Polizeidirektor die letzten Stunden von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Beate Zschäpe verfolgt die Aussage genau.
Bild: Schweigt, aber hört zu: Beate Zschäpe.

MÜNCHEN taz | Eine beteiligte dritte Person schließt Michael Menzel aus. Am Mittwoch schilderte der Leitende Polizeidirektor im NSU-Verfahren das Auffliegen und Auffinden von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Eisenach am 4. November 2011. Auf einen „dritten Mann“, sagte er, hätten die Fakten im Wohnmobil nicht hingewiesen.

Im Saal A 101 des Oberlandesgerichts München verfolgte die Hauptbeschuldigte Beate Zschäpe die Ausführungen sehr genau. Sprach doch Menzel, der als leitender Ermittler vor Ort war, von den letzten Lebensstunden der beiden „Uwes“.

Vor 12 Uhr hatte ein Streifenwagen das Fahrzeug der beiden nach dem Überfall auf eine Sparkasse entdeckt. Kaum hatten sich die zwei Beamten dem Fahrzeug genähert, sei zweimal auf sie geschossen worden. Die Polizisten seien dann hinter einer Mauer in Deckung gegangen und hätten nicht zurückgeschossen. Sie konnten aber das Wohnmobil genau beobachten können, sagte Menzel. Als er ankam, hatte die Feuerwehr das vermutlich von Mundlos in Brand gesetzte Fahrzeug gelöscht.

Beim ersten Blick ins Innere, so Menzel, habe er gewusst, dass die beiden Männer „offensichtlich tot“ waren. Im Fahrzeug fielen ihm eine Patrone und eine Waffe auf, „wie sie auch die Polizei“ verwendet. Das alles, sagt er, habe darauf schließen lassen, dass eine „dritte Person ausgeschlossen“ werden könne. Schnell war auch klar, dass diese Waffe der durch das NSU-Trio getöteten Polizistin Michèle Kiesewetter gehörte. Ab diesem Zeitpunkt habe Menzel geahnt, dass er „es nicht mit normalen Bankräubern zu tun“ hatte.

Am 5. November kurz nach 8 Uhr erfuhr Menzel schließlich aus der Gerichtsmedizin, dass es sich bei dem einen Toten um Uwe Mundlos handelte. Früher abgenommene Fingerabdrücke bestätigten seine Identität. Sofort erinnerte sich Menzel an das Trio, gegen das 1998 in Jena wegen Sprengstoffbesitz ermittelt worden war.

Im Saal A 101 wollte Nebenklägerin Antonia von der Behrens wissen, ob die Ermittler nicht schon am 4. November 2001 gewusst hätten, wer die Toten waren. Nicht ohne Grund: An diesem Freitag soll Zschäpe von einem Handy des sächsischen Innenministeriums angerufen worden sein. Warum, ist bislang unklar.

In Kooperation mit Radio Lora München, [1][www.lora924.de]

6 Nov 2013

LINKS

[1] http://www.lora924.de/

AUTOREN

Andreas Speit

TAGS

Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Uwe Böhnhardt
Uwe Mundlos
Beate Zschäpe
Schwerpunkt Rechter Terror
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
NSU-Prozess
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
NSU-Prozess
Schwerpunkt Rassismus
NSU-Prozess
NSU-Prozess
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
NSU-Prozess

ARTIKEL ZUM THEMA

Rollenverteilung im NSU-Trio: Auf den Spuren Beate Zschäpes

Beate Zschäpe schweigt. Durch Fragen an die Umgebung der Angeklagten will sich das Gericht daher ein Bild von der Rolle der Angeklagten machen.

NSU-Prozess in München: Mutter Böhnhardt beschuldigt Ämter

Die Zeugin Brigitte Böhnhardt berichtet von ihren Kontakten zu den untergetauchten Neonazis und dem Versuch, sie zur Aufgabe zu bewegen.

NSU-Prozess in München: Eine schrecklich nette Familie

Das Ehepaar Eminger hatte eine besonders enge Beziehung zum NSU-Trio. Nun sitzt André Eminger auf der Anklagebank und gibt sich unbeeindruckt.

NSU-Prozess: Auf ein Bierchen raus

Der NSU-Beschuldigte Holger Gerlach steht unter Zeugenschutz. Trotzdem durfte er sich mit Leuten aus der Neonazi-Szene treffen.

NSU-Prozess in München: Der Anwalt geht zu weit

Der Verteidiger von Ralf Wohlleben trennt bei übler Nachrede zwischen deutschen und türkischen Mitbürgern. Nun darf er das nicht mehr fragen.

Neue Enthüllungen im NSU-Prozess: Zu alt, um umgebracht zu werden

Das NSU-Trio plante offenbar weitere Anschläge. Handschriftliche Notizen zeigen, dass sie ältere Menschen von der Todesliste strichen.

NSU-Prozess: Zeugin in Dortmund: Familienbesuch ohne Beate?

Veronika von A. will das Nazi-Trio auf ihrem Nachbargrundstück gesehen haben. Doch die Nachbarn bestreiten einen Besuch des NSU.

Verfassungsschützer beim NSU-Prozess: Nichts gehört, nichts gesehen

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Verfassungsschutzes war an einem Tatort eines NSU-Mordes. Und will nichts bemerkt haben. Zum „Hitman“ wird er dadurch nicht.

NSU-Prozess: Zschäpe-Doppelgängerin in Dortmund?

„Sie hat nicht den Blick gesenkt“, sagt eine Zeugin, die Beate Zschäpe in Dortmund gesehen haben will. Doch die Glaubwürdigkeit der Frau ist zweifelhaft.