taz.de -- Handy-Spionage in Indonesien: Canberra verweigert Entschuldigung
So frostig waren die Beziehungen zwischen Indonesien und Australien lange nicht: Jakarta ist empört, dass der vermeintliche Freund das Präsidenten-Handy angezapft hat.
JAKARTA/SYDNEY dpa | Indonesien droht nach den E[1][nthüllungen über das australische Ausspionieren] des indonesischen Präsidenten-Handys mit Konsequenzen. „Wir werden eine Reihe von bilateralen Kooperationsgebieten überprüfen“, [2][twitterte Präsident Susilo Bambang Yudhoyono]. Australiens Premierminister Tony Abbott lehnte am Dienstag eine von Jakarta geforderte Entschuldigung ab.
Die Nachbarländer arbeiten in der Terrorbekämpfung zusammen. Australien will Indonesien dazu bringen, den Strom Asylsuchender, die über Indonesien nach Australien gelangen wollen, zu unterbinden.
„Ich denke nicht, dass sich Australien für Geheimdienstaktivitäten im vernünftigen Rahmen entschuldigen sollte“, sagte Abbott am Dienstag im Parlament. Sollten die Enthüllungen Yudhoyono peinlich berührt haben, tue ihm das leid.
Yudhoyono hielt mit seiner Wut nicht hinter dem Berg und warf Australien vor, die Spionage in Indonesien auf die leichte Schulter zu nehmen: „Ich missbillige die Aussagen des australischen Premierministers, (...) die jedes Schuldgefühl vermissen lassen.“
Der [3][Sender ABC] hatte am Montag unter Berufung auf den US-Informanten Edward Snowden berichtet, australische Geheimdienste hätten das Handy von Yudhoyono 2009 gut zwei Wochen lang ausspioniert. Der Versuch, in ein Gespräch hineinzuhören, sei aber gescheitert. Jakarta rief aus Verärgerung seinen Botschafter aus Canberra zu Konsultationen zurück.
19 Nov 2013
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die Parlamentswahl gilt als Vorspiel für die Präsidentschaftswahl im Juli. Dann tritt mit Joko Widodo der beliebteste Politiker an.
Der australische Geheimdienst sammelte die Daten seiner Bürger und bot sie Partnerländern an. Wurden damit Gesetze umgangen?
Eine Untersuchung zeigt, dass zahlreiche Beschwerden über Misshandlungen in der Armee unbeachtet blieben. Die Missstände sollen nun behoben werden.
Der britische Geheimdienst soll der NSA erlaubt haben, auf Unmengen Daten von Briten zuzugreifen. Eine US-Delegation kommt zu Gesprächen nach Berlin.
Australiens Geheimdienst hört Indonesiens Präsidenten ab. Der ist empört, auch über die Reaktion aus Canberra, und stoppt die Kooperation beider Länder.
Die einen wollen Asyl für Snowden, die anderen mehr Informationsschutz, wiederum andere die Partnerschaft mit den USA. Der Bundestag zur NSA-Affäre.
Australische Geheimdienstler sollen versucht haben, Telefonate des indonesischen Präsidenten mitzuhören. Das Land ruft seinen Botschafter ais Canberra zurück.
„The Act of Killing“ handelt von politischen Morden in den 60er Jahren in Indonesien. Die Täter von einst setzen sich ohne Reue in Szene.
Die USA sind bereit für ein Anti-Spionage-Abkommen mit Deutschland. Und der BND soll seit fünf Jahren zusammen mit anderen Geheimdiensten an Spähtechniken basteln.