taz.de -- Zeugen packen im TV aus: Britische Killerkommandos gegen IRA
Jahrelang war die britische Spezialtruppe Military Reaction Force in Belfast mit Tötungsauftrag unterwegs. Das bestätigten Ex-Mitglieder des Kommandos der BBC.
LONDON dpa | Großbritannien hat im Nordirland-Konflikt nach Berichten von Zeugen eine geheime Killereinheit eingesetzt, um mutmaßliche Kämpfer der irischen Untergrundorganisation IRA zu eliminieren.
Die Spezialtruppe unter der Bezeichnung Military Reaction Force (MRF) sei im Westen der nordirischen Hauptstadt Belfast aktiv gewesen, [1][berichteten frühere Mitglieder des Kommandos der BBC-Sendung Panorama], die am Donnerstagabend ausgestrahlt werden sollte. Die Truppe habe sich außerhalb des Gesetzes bewegt.
Die Spezialkräfte seien in Zivilkleidung in den Katholikenvierteln Belfasts tätig gewesen. Sie hätten Personen unschädlich machen sollen, die im Verdacht standen, Mitglieder der IRA zu sein. „Wenn sie Schüsse brauchten, wurde auf sie geschossen“, sagte einer der Zeugen.
Das britische Gesetz sieht vor, dass Militärangehörige lediglich dann zur Waffe greifen dürfen, wenn unmittelbare Gefahr für das eigene Leben besteht. „Wenn man es mit jemanden zu tun hat, der ein bekannter Schütze ist, der eine Menge Morde auf seinem Konto hat, dann muss man ihn aus dem Verkehr ziehen“, sagte einer der drei Männer, die anonym aussagten.
Teilweise sei auch auf Menschen geschossen worden, bei denen nicht klar gewesen sei, ob sie eine Waffe trugen. Nach BBC-Recherchen wurden in 18 Monaten mindestens zehn Unbewaffnete von den Spezialkräften getötet, ehe das Kommando 1973 aufgelöst wurde.
21 Nov 2013
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Bei der alljährlichen Parade des Oranier-Ordens in Belfast flammen Unruhen auf. Mindestens zehn Menschen werden verletzt.
Am Karfreitag ist ein ehemaliger ranghoher Vertreter einer IRA-Splittergruppe erschossen worden. Nun kam es zu einer ersten Festnahme. Aus den eigenen Reihen des Opfers.
187 ehemalige IRA-Terroristen wurden in der Amtszeit Tony Blairs begnadigt. Nun droht die Regionalregierung in Belfast daran zu zerbrechen.
Der Republikaner Gerry Adams steht in der Kritik, weil er seinen pädophilen Bruder deckte. Gegner vermuten, dass er noch mehr Leichen im Keller hat.
Der irische Nobelpreisträger schrieb über Politik und seine kleinbäuerliche Herkunft. Er ist nun im Alter von 74 Jahren gestorben.
Es flogen Steine und Flaschen, der Polizeichef sprach von „stumpfsinniger Anarchie“: Pro-britische Demonstranten haben in Belfast randaliert.
Militante Protestanten haben sich in Belfast zwei Nächte in Folge mit der Polizei Kämpfe geliefert. Auslöser sind die jährlichen Oraniermärsche probritischer Protestanten.