taz.de -- Koalitionsvertrag nur für Experten: Für Bürger unverständlich

Wortungetüme und Fachwörter machen den Koalitionsvertrag für viele unlesbar. Vielleicht ist das Absicht, mutmaßt Hohenheimer Kommunikationsforscher.
Bild: „Schnellreaktionsmechanismus“ und „Thesaurierungsregelungen“: Was mag das wohl sein?

STUTTGART dpa | Von wegen Bürgernähe: Der schwarz-rote Koalitionsvertrag ist nach einer wissenschaftlichen Untersuchung unverständlicher als so manche Doktorarbeit. „Die Verständlichkeit des Mammut-Werks lässt sehr zu wünschen übrig“, teilte der [1][Kommunikationswissenschaftler an der Universität Hohenheim, Frank Brettschneider], am Dienstag in Stuttgart mit. Der Vertrag sei von Experten für Experten geschrieben worden.

Die Wissenschaftler hatten mit einer Software nach überlangen Sätzen, Fachbegriffen, Fremdwörtern und zusammengesetzten Wörtern gesucht.

Auf einer Skala von 0 (völlig unverständlich) bis 20 (sehr verständlich) erreichte das Regierungsprogramm von Union und SPD im Bund einen Wert von 3,48. Politikwissenschaftliche Doktorarbeiten lägen etwa bei 4,7 – die Wahlprogramme der Parteien bei 7,7.

Brettschneider prangerte Bandwurmsätze mit bis zu 86 Wörtern, Wortungetüme wie „Schnellreaktionsmechanismus“ und Fachbegriffe wie „Thesaurierungsregelungen“ an. Möglicherweise wollen die Koalitionäre aber auch gar nicht verstanden werden, sagt er.

„Immer wieder nutzen Parteien abstraktes Verwaltungsdeutsch auch, um unklare und unpopuläre Positionen absichtlich zu verschleiern.“

3 Dec 2013

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[1] http://komm.uni-hohenheim.de/brettschneider.html

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