taz.de -- Die Wahrheit: Wo die Drohnen wohnen
Amazon hat angekündigt, uns Drohnen auf den Hals zu hetzen. Da hilft nur eins: Tontaubenschießen ist die Sportart der Stunde.
Alles was fliegt und brummt, ist gefährlich, Hummeln und Wespen genauso wie Hubschrauber. Entweder sie stechen oder sie stürzen ab oder sie transportieren Waffen. Rettungshubschrauber sind da nur die Ausnahme von der Regel. Die trotzdem nerven, weil sie laut sind, Hummeln wie Hubschrauber.
Und dann kommt die Nachricht: „Amazon will Bücher mit Drohnen liefern!“ Das ist Luftkrieg! Gibt es für Drohnen überhaupt Flugregeln? Rechts vor links? Unten vor oben? Haben Vögel Vorfahrt? Diese Drohnen bringen doch nur die Kraniche durcheinander! Es gibt ja überhaupt nichts Schöneres, als in einer lauen Sommernacht auf dem Balkon zu sitzen, und plötzlich flitzen rechts und links Drohnen herum und beliefern die Nachbarn, terrorisieren die Singvögel und erschrecken die Schwalben. Na toll!
Angeblich töten die Räder von Windkraftanlagen Vögel, aber werden dann nicht die Rotoren der Drohnen Buchfinken enthaupten und Rotkehlchen die Kehlen zersäbeln? Wie will Amazon überhaupt liefern? Wo wollen die landen? Wenn man zur Miete wohnt und das Haus direkt an der Straße steht, und am besten ist hinten kein Garten – wird dann aufs Dach geliefert? Muss ich auf den Schornstein steigen, um das Paket annehmen zu können? Wird „Paketannehmer“ ein neuer Job für Dachdecker?
Drohnen dürfen sowieso nur „auf Sicht“ geflogen werden. Also rennt wahrscheinlich jemand unten auf der Straße hinterher! Bei einer maximalen Drohnenzuladung von 2,5 Kilogramm kann sich das doch überhaupt nicht lohnen. Da könnte man das Zeug ja gleich per Fahrradkurier schicken.
Keine Zeit mehr für Vorfreude
Das Ganze ist sowieso nichts als eine geniale Guerilla-Marketing-Strategie. Amazon hat sogar schon ein Drohnenvideo geliefert. Da kann man sehen, wie es geht. Sie nennen es „Prime Air“ – das klingt fast wie „Top Gun“. Da haben wahrscheinlich Agenturen schwer dran getüftelt, denn Amazon musste dringend was am Image tun. Die standen schon da wie die Deutsche Bank.
Schließlich hat Firmengründer Bezos mit Amazon den Buchhandel kaputt gemacht, etliche Buchhändler in den Ruin getrieben und deren Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit. Der Tiefpunkt ist dann erreicht, wenn die letzten Buchhändler für ihre Nachbarn Amazon-Pakete annehmen müssen! Da wäre eine Drohnenlieferung zumindest höflicher.
Jetzt will Amazon innerhalb von 30 Minuten liefern! Da bleibt doch überhaupt keine Zeit mehr für die Vorfreude. Das ist doch nur was für Gierige und Unbeherrschte. Modellflieger finden das selbstverständlich toll, aber mancher Halbwüchsige wird dann in die Kinderarbeit einsteigen und mit der Konsole Waren ausliefern.
Amazon schickt uns Drohnen auf den Hals? Da hilft nur eins: Tontaubenschießen ist die Sportart der Stunde! Man sollte schon mal Opas altes Luftgewehr vom Dachboden holen. Wer früher damit heimlich auf arme Spatzen geschossen hat, kann heute zum Ausgleich Gutes tun. Das ist wie Fahrradfahren. Das kriegt man schnell wieder drauf. Man muss es nur ein bisschen probieren: Drohnen treffen im Flug.
6 Dec 2013
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