taz.de -- Bundeswehr in Ostafrika: Umzug ohne Deutsche

Die Soldaten Somalias werden künftig ohne die Hilfe der Bundeswehr ausgebildet. Die teilnehmenden deutschen Soldaten verstehen nicht warum.
Bild: Stillgestanden: Der irische Brigadegeneral Gerald Aherne mit seinen Azubis.

BIHANGA taz | Die EU-Trainingsmission in Somalias Hauptstadt Mogadischu wird 2014 erst einmal ohne deutsche Beteiligung anlaufen. Dies machten die zuständigen Minister schon im Juli in öffentlichen Stellungnahmen klar und beriefen sich auf Sicherheitsbedenken. Später hieß es aus Kreisen des Bundesverteidigungsministeriums, erst müsse die neue Bundesregierung stehen, bevor eine Entscheidung getroffen werden könne.

Danach aber könnte die Frage einer deutschen Beteiligung an der EU-Ausbildungsmission in Somalia selbst wieder auf die Tagesordnung kommen. Der scheidende deutsche Kommandant im ugandischen Bihanga, Oberstleutnant Thomas Spurzem, hält das für sinnvoll. „Warum wir nicht gleich mitgehen, weiß ich nicht“, sagte er der taz. „Ich gehe davon aus, dass die politische Entscheidung noch nicht gefallen ist. Für mich persönlich wäre es schon reizvoll, auch in Somalia zu trainieren.“

Der irische EU-Brigadegeneral Gerald Aherne äußert gegenüber der taz ebenfalls „die große Hoffnung und Erwartung, dass Deutschland bald zurück sein wird“. Die Verlegung der letzten Unterrichtseinheiten aus Uganda nach Somalia geschehe auf Bitten der somalischen Regierung. „Die neue Sicherheitslage in der Hauptstadt lässt dies jetzt auch zu“, so Aherne.

Die EU-Ausbildungsmission „EUTM Somalia“ begann 2010 mit der Grundausbildung somalischer Rekruten. Im zweiten Schritt wurde 2012 und 2013 Spezialausbildung vermittelt: Fernmeldetechnik, Nachrichtenwesen, Führungsqualifikationen und Umgang mit der Bevölkerung. Und wie somalische Offiziere selbst ihre Rekruten trainieren können. Insgesamt wurden rund 3.600 somalische Männer und Frauen ausgebildet.

Die Bundeswehr hat bereits eine Erkundungsmission nach Mogadischu unternommen, um die Lage vor Ort in Augenschein zu nehmen. Auch das erste europäische Ingenieurs- und Sicherheitsteam ist schon seit Mai vor Ort, um die Unterkünfte und Trainingslager einzurichten.

Selbstschutzwaffen für die EU-Soldaten

Dieser Tage wird Ausrüstungsmaterial nach Mogadischu abtransportiert. Nur die deutsche Ausstattung, darunter die kompletten Krankenversorgungsinstrumente, wird nach Deutschland zurückverfrachtet. Den Gesundheitsdienst übernimmt zukünftig eine andere Nation.

Die EU-Offiziere werden in Mogadischu in gesicherten Komplexen innerhalb des riesigen Flughafengeländes untergebracht, das rundherum gesichert ist. Die Italiener stellen eine 24-köpfige Eingreiftruppe, um die EU-Soldaten im Notfall zu evakuieren. Morgens und abends werden die EU-Offiziere mit gepanzerten Fahrzeugen zwischen den beiden gesicherten Komplexen hin- und hergefahren.

Die ugandischen und burundischen Einheiten der AU-Eingreiftruppe Amisom (African Union Mission in Somalia) schützen den Konvoi. Die Offiziere selbst dürfen nur zum Selbstschutz Pistolen tragen, da die EU-Mission kein aktiver Kampfeinsatz ist.

Somalias Vize-Chef der Streitkräfte, General Abdiri Zak, begrüßt die Verlegung des Trainings nach Somalia als Zeichen des Vertrauens, entgegengebracht von „wahren Freunden“. Er garantiert den Europäern: „Mogadischu wird euer neues Zuhause und ihr seid immer willkommen.“

10 Dec 2013

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Simone Schlindwein

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