taz.de -- Kündigungsschreiben an den ADAC: Zeit, Gas zu geben

Wenn der ADAC die Umfrage zum „beliebtesten Auto“ fälscht, kündigen wir unsere Mitgliedschaft. Wir sagen zum Abschied leise „Brumm, brumm“.
Bild: Lieber ADAC, das Böse muss ehrlich sein.

Name: ____________________________

Straße: ____________________________

PLZ/ Ort: __________________________

An den

ADAC e. V.

Hansastraße 19

80686 München

Betrifft: Austritt von Mitglieds-Nr.: _____________________

Dienstag, den 21. Januar 2014

Sehr geehrte Herren,

Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft beim ADAC zum frühestmöglichen Zeitpunkt.

Die Kündigung fällt mir nicht leicht.

Natürlich werde ich den Service der „Gelben Engel“ vermissen, wenn ich im Suff mal wieder falsch getankt habe. Auch die ADAC-Motorwelt wird mir fehlen mit den Testberichten geschmierter begeisterter Journalisten von übermotorisieren Spritschleudern und der köstlichen Glosse „Nur ein toter Radfahrer ist ein guter Radfahrer“ Ihres schneidigen Mitarbeiters Thoralf Diel.

Manchmal hat mir auch ein wenig die allerletzte Konsequenz gefehlt: Warum kein Schimpfwörterlexikon für die Urlaubsreise? Warum keine Gimmicks à la „Yps“, so wie riesige Styroporhände mit ausgestrecktem Mittelfinger? Warum nicht auch Testberichte über echte Panzer mit richtigen Kanonen und einem Verbrauch von vierhundert Litern? Warum keine Centrefolds mit nackter Haut auf blankem Blech? Da kam es mir fast so vor, als wollten Sie in einem irrwitzigen Spagat auch noch den Opi Kadett mitnehmen, ebenso wie den Baumstreichler mit Dreiliterauto oder gar Frauen??

Dabei war doch Ihre Kernklientel stets klar umrissen: korrupte oder kriminelle Choleriker mit großem Portemonnaie, riesiger Klappe und winzig kleinem Schwanz. Das hat mir persönlich (Länge 3,4 cm) gefallen, endlich eine Gemeinschaft, in der ich mich wieder so wohl fühlte wie in meiner Wehrsportgruppe, die dann leider verboten wurde.

Auch Sie haben für mich immer perfekt das Böse verkörpert, das schwachen Männern hilft, sich wieder stark zu fühlen. Ein Ersatz für Regiment und Burschenschaft. Doch ob Mephisto oder Taliban: Das Böse muss ehrlich sein. Es muss nicht lügen und betrügen, denn es ist von seiner eigenen Wahrheit des Bösen vollkommen überzeugt.

Warum fälschen Sie die Wahl des Lieblingsautos? Es hätte uns Mitgliedern doch völlig gereicht, wenn im Ergebnis nur die übliche umweltkillende Angebergurke gewinnt. Egal, wer und wie viele die gewählt haben sollten.

Mit enttäuschten Grüßen,

.....

20 Jan 2014

AUTOREN

Hannemann

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