taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Kampf gegen die Verschwachsinnung

Erinnert Ursula von der Leyens Frisur an einen Helm? Was ist ein Report? Wollen wir mal NDR-Moderatoren auswechseln? Aha.
Bild: Vom Winde zerzaust? Oder vom Kriege?

Hallo taz-Medienredaktion!

„Als sich Ursula von der Leyen vor sieben Jahren von ihrer überschulterlangen Mähne trennte, wollte sie nur 'etwas Neues ausprobieren'. Inzwischen“, so lese ich in der Bunten weiter, „ist eine akkurat sitzende Föhnfrisur entstanden“. Aha.

„Die Frisur erinnert fast an einen Helm“, befindet die Münchner Philosophin Rebekka Reinhard.“ Die Münchner wer? Die Münchner Philosophin. In München hat man Philosophinnen für Themen wie „Die HAARIGE Seite der weiblichen Macht“. In Hamburg hat man dafür einen Friseur. Aber Rebekka Reinhard ist blond, großäugig und sieht aus wie die Bunte-Chefredakteurin Riekel 1952.

Und weil sie Bäume schändet, um Sätze wie: „Wer selbstbewusst ist, möchte viel vom Gesicht zeigen“ zwischen Buchdeckel zu drucken, ist sie im Gewässer auf Pfützenhöhe bei der Bunten total richtig. Der Ausgewogenheit halber möchte ich einräumen, dass auch Udo Walz, „Experte für Wunschfrisuren der Mächtigen“ zu Wort kommt. Er weiß: „Steigt eine Politikerin aus dem Flieger und die Haare wehen, hat sie schon verloren.“

„Mit der richtigen Frisur hoch hinaus: Mächtige Frauen folgen knallhart bestimmten Regeln. Ein Bunte-Report“ lautet die Unterzeile der Kopfanalyse.

Danke, Hans Hoff!

Ich dränge mich ja nur ungern auf. Aber ich sag mal so: Ich kann helfen. Ich gebe Seminare für derlei Verwirrungen. Ich würde zweierlei Maßnahmen empfehlen: Zum einen das Seminar „Überschrift und Vorspann“, bei dem die Wahrnehmung von überflüssigen und schwachsinnigen Wörtern ein wichtiger Bestandteil ist. Zum anderen wäre es hilfreich, die verschiedenen Genres darzulegen und zu klären, was ein „Report“ ist.

An anderer Stelle erhält der Kampf gegen die Verschwachsinnung von Frauen überraschende Unterstützung. Der Fernsehkritiker und ewige Totalrumnörgler Hans Hoff ist aus seinem Grummelloch ans Tageslicht gekommen und hat sich auf dwdl.de so [1][unerwartet, weitsichtig und klug] gegen die sexistischen Kackscheißprogramme „Germanys Next Top Model“ und „Bachelor“ ausgesprochen, dass es eine Freude ist.

Man kann förmlich sehen, wie er sich auf Knien durch das Geröll dieser Programme kämpft, um zu dem einfachen Schluss zu kommen, dass sie nicht nur menschenverachtend, sondern schädlich sind. Herr Hoff, Sie alter Miesepeter, das war ganz, ganz großartig!

Denn wenn Hoff auch am Ende die in Anbetracht von Alice Schwarzers Tätigkeit als Kontenschwarzmalerin sehr lustige Frage stellt, wo Alice Schwarzer ist, wenn man sie am nötigsten braucht, ist doch leider, leider klar: Es müssen Männer sein, die sich aufregen. Tun wir Frauen es, sind wir entweder untervögelt, haben unsere Tage oder sind in den Wechseljahren.

Führen, nicht verführen

Mal was wechseln, außer der Unterhose, sollen auch die NDR-Moderatoren. Deshalb kann man die jetzt gewinnen. Die tun dann das, was man auch tut: Post austragen, Brötchen backen, Strippen. Unter dem Link [2][www.ndr.de/wuenschdirdeinenndr] kann man versuchen, einen abzukriegen. Ich finde das eine schöne Idee und hoffe, dass meine liebe Leserschaft ein paar Vorschläge hat, die eine Herausforderung an den NDR darstellen, und nicht wieder nur so lahme Nettigkeitssachen eingereicht werden.

So, Medienredaktion, bevor du nun wieder Claus Leggewie anrufst und fragst, welche Verbindung es in puncto „Helm“ zwischen von der Leyen und mir gibt, lausche den Worten der Frisuren-Philosophin Rebi Reinhard: „Frauen in Politik und Wirtschaft wollen führen, nicht verführen. Das spiegelt sich auch auf dem Kopf wieder.“ Noch Fragen? Gut. Dann zurück nach Berlin!

12 Feb 2014

LINKS

[1] http://www.dwdl.de/hoffzumsonntag/44609/schaemt_euch_das_frauenbild_im_privatfernsehen/
[2] http://www.ndr.de/wuenschdirdeinenndr

AUTOREN

Silke Burmester

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