taz.de -- Colonia Dignidad in Chile: Menschliche Knochen gefunden

Nahe der ehemaligen Sekten-Siedlung „Colonia Dignidad“ in Chile sind Menschenknochen gefunden worden. Während der Diktatur wurden dort Oppositionelle gefoltert.
Bild: Die in den 1960er Jahren gegründete deutsche Siedlung sorgte mit sexuellem Missbrauch, Folter und illegalem Waffenhandel für Schlagzeilen.

SANTIAGO DE CHILE afp | In der Nähe der berüchtigten früheren Sektensiedlung „Colonia Dignidad“ in Chile sind menschliche Knochen gefunden worden. Den Fund habe ein Unternehmen gemacht, das auf dem Gelände eines zu der Deutschen-Kolonie gehörenden Restaurants nach Baumaterial gegraben hatte, bestätigte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft der Region Biobio am Dienstag.

Der Polizeichef von Bulnes, Claudio Ramos, hatte zuvor im Sender Radio Cooperativa gesagt, die Polizei habe mehrere „lange Knochen und das Stück eines Schädels“ sichergestellt. Der Schädel weise ein Loch auf. Ob die Knochen von einem oder mehreren Menschen stammten, konnte Ramos zunächst nicht sagen. Auch zur Todesursache machte er keine Angaben. Die Polizei leitete Ermittlungen ein.

Der Fund wurde etwa 90 Kilometer entfernt von der früheren Siedlung„ Colonia Dignidad“ gemacht, die sich später „Villa Bavaria“ nannte - diesen Namen trug auch das Restaurant.

Auf dem über 13.000 Hektar großen Gelände lebten zeitweise hunderte deutsche Auswanderer und ihre Familienangehörigen. Der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland geflohene frühere Wehrmachtsgefreite Paul Schäfer hatte die Kolonie Anfang der 1960er Jahre in einer Bergregion in Südchile mit 300 Getreuen gegründet. Der Ex-Sektenchef war wegen Mordes, sexuellen Missbrauchs und Folter zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt worden und 2010 im Alter von 88 Jahren im Gefängnis gestorben.

Nach Aussagen von Zeugen wurden während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973-90) politische Gefangene auf das weiträumige Gelände der Deutschen-Kolonie im Süden des Landes verschleppt und dort zu Tode gefoltert.

26 Feb 2014

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