taz.de -- Münchner Boulevardzeitung ist pleite: „Abendzeitung“ sucht Investor
Die Münchner „Abendzeitung“ hat seit 2001 mehr als 70 Millionen Euro an Verlusten angehäuft. Nun hat die Boulevardzeitung Insolvenz angemeldet.
MÜNCHEN dpa | Die traditionsreiche Münchner Abendzeitung hat Insolvenzantrag gestellt. Die Familie Friedmann als Eigentümerin sehe sich nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, teilte der Verlag am Mittwoch in München mit.
„Die Gesellschafter und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abendzeitung hoffen, dass im Insolvenzverfahren ein Investor gefunden werden kann, damit der traditionsreiche Titel weiter erscheinen kann“, hieß es.
Nach Angaben der Geschäftsführung summierten sich die Verluste seit 2001 auf rund 70 Millionen Euro. Das Jahr 2013 endete demnach mit einem Minus von etwa zehn Millionen Euro. Nach zwei weiteren rückläufigen Monaten sei für 2014 keine Besserung in Sicht. Das weitere Erscheinen des Blattes sei aber zunächst gesichert.
Die Boulevardzeitung hat eine Auflage von rund 100.000 Exemplaren. Zum Verlag Die Abendzeitung gehörte früher auch die Abendzeitung Nürnberg, die 2010 vom Telefonbuch-Verleger Gunther Oschmann gekauft wurde und 2012 nach 93 Jahren eingestellt wurde.
5 Mar 2014
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der konservative Verleger Martin Balle kauft die insolvente „Abendzeitung“. Er will sie zu einem Boulevard-Heimatblatt umbauen. Der Chefredakteur geht.
Das „Straubinger Tagblatt“ übernimmt die „Abendzeitung“. Nur 25 der 100 Redakteure sollen bleiben. Der Inhalt wird zum Großteil von der Schwesterzeitung geliefert.
Zeitungssterben? Von wegen: Bevor der deutsche Markt erobert werden soll, versucht die „Neue Zürcher Zeitung“ erst mal in Österreich Fuß zu fassen.
Schick, schick, Schickeria: Die Boulevardzeitung muss Insolvenz anmelden. Nicht nur für Münchnen ist das ein herber Verlust.
Die „Münchner Abendzeitung“ hat Insolvenz angemeldet. Doch die Mitarbeiter wollen nicht aufgeben. Jetzt wird ein Investor gesucht.
Deutschlands erstes Boulevardblatt macht dicht. Gegründet hatte es 1919 die katholische Kirche. Am Ende war es fast wieder so konservativ.
Die Münchner "Abendzeitung" ist Deutschlands einziges intelligente Boulevardblatt. Jetzt kämpft sie ums Überleben - denn der Ruhm der alten Tage ist aufgezehrt.
Kabarettist Dieter Hildebrandt hat ein Treueverhältnis zu seiner Abendzeitung. Einst spielte er den Klatsch-Fotografen Herbie Fried in Helmut Dietls Fernsehserie "Kir Royal".
Während die Zahl der Stellenstreichungen bei der "Süddeutschen Zeitung" noch offen ist, wird auf Anordnung der Besitzer erst mal die Münchner "Abendzeitung" gerettet.