taz.de -- Geschichte in Japan: Später Angriff auf Anne Frank

In Tokio wurde ein Arbeitsloser festgenommen, der vermutlich hunderte Ausgaben des Tagebuchs von Anne Frank beschädigt hat. Wahrscheinlich ist er geisteskrank.
Bild: Die beschädigten Exemplare des Tagebuches aus einer Tokioter Bücherei.

TOKIO afp | Nach der mutwilligen massenhaften Zerstörung von Ausgaben des weltberühmten Tagebuchs von Anne Frank in Bibliotheken in Tokio ist dort ein Verdächtiger festgenommen worden. Es handele sich um einen 36-jährigen Arbeitslosen aus der japanischen Hauptstadt, erklärte die Polizei am Freitag.

Sie nannte keinen Namen und machte auch keine Angaben zu seinem Motiv. Die Polizei in Japan nennt häufig die Namen nicht, wenn die geistige Zurechnungsfähigkeit von Verdächtigen in Zweifel steht.

In mehreren öffentlichen Bibliotheken Tokios waren im Februar mehr als 300 Exemplare des Tagebuchs sowie andere Publikationen über Anne Frank und die Judenverfolgung beschädigt worden. Auch in nahe gelegenen Städten wurden zahlreiche Bücher zerstört.

Der Vorfall sorgte international für Aufsehen. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum reagierte schockiert auf die Vorfälle. Die israelische Botschaft in Japan spendete 300 Exemplare, um die Schäden zu ersetzen.

In ihrem Tagebuch beschrieb die 1929 in Frankfurt geborene Anne Frank die Erlebnisse und Erfahrungen ihrer Familie, als sie sich vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in Amsterdam bei einer Familie verstecken musste.

Die Familie wurde entdeckt und in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert, wo Anne Frank und ihre Schwester 1945 an Typhus starben. Ihr später gefundenes Tagebuch wurde veröffentlicht und zu einem der meistgelesenen Bücher der Welt.

14 Mar 2014

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