taz.de -- Kommentar G8 schließen Russland aus: Die Krim-Krise hat auch ihr Gutes
Das Ende der Sowjetunion war nicht das Ende der Rivalität zwischen Ost und West. Deshalb war die G8 schon immer eine Lebenslüge von Idealisten.
Endlich eine gute Nachricht aus dem neuen Kalten Krieg: Die G8-Runde, also die sieben größten westlichen Industrienationen plus Russland, gehört vorläufig der Vergangenheit an. Jetzt gibt es wieder G7, ohne Russland, so wie früher. Moskau zeigt sich verständnisvoll, die Großmächte des Westen bleiben wieder unter sich, alle sind zufrieden.
G8 war schon immer eine Lebenslüge jener Idealisten, die dachten, das Ende der Sowjetunion bedeute auch das Ende der Rivalität zwischen Ost und West. Es ist eine Erfindung des Jahres 1998, also jener heute unvorstellbar fernen Zeit, als es noch als Ausdruck weltpolitischer Bedeutung galt, mit Bundeskanzler Helmut Kohl über Weltpolitik zu sprechen. Neben Kohl saßen damals Bill Clinton, Tony Blair, Boris Jelzin und andere längst vergessene Staatsmänner. Es ging darum, den Scherbenhaufen namens Russland wieder aufzurichten und so zu tun, als sei er wichtig.
Heute ist das alles so anders, dass es keiner weiteren Erläuterung mehr bedarf. Längst ist die G20-Runde, in der Asien, Lateinamerika und Afrika mit am Tisch sitzen, viel wichtiger. Die G8 war darin zuletzt eine Vertretung des globalen Nordens gegenüber dem Süden, und Russland hatte darin eine Zwitterposition, mit dem politischen Selbstverständnis einer senilen Großmacht und der Ökonomie eines rohstoffabhängigen Entwicklungslandes. In Zeiten der Ukraine-Krise taugt die G8 höchstens als Forum der neuen Eiszeit, aber dafür gibt es schon den UN-Sicherheitsrat.
Schade ist es nur um Sotschi, wo der nächste G8-Gipfel angesetzt war. Die mächtigsten Staatschefs der Welt vor der Kulisse der überflüssigsten Sportkulisse der Welt – west-östliche Dekadenz, als schrieben wir das Jahr 1914 nur wenige hundert Kilometer von der Krim entfernt: Was wären das für herrliche, ehrliche Gipfelfotos.
25 Mar 2014
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