taz.de -- Chinesischer Regierungskritiker Tan: Frei nach fünf Jahren Haft
Er war wegen „Aufrufs zur Untergrabung der Staatsmacht“ verurteilt worden, jetzt ist Tan Zuoren wieder frei – aber wohl unter strenger Beobachtung der Behörden.
PEKING afp | Der chinesische Journalist und Regierungskritiker Tan Zuoren ist nach der vollständigen Verbüßung einer fünfjährigen Haftstrafe wieder frei. Tans Anwalt Pu Zhiqiang sagte am Donnerstag, Tan sei auf dem Weg nach Chengdu in der südwestlichen Provinz Sichuan.
Tan war wegen „Aufrufs zur Untergrabung der Staatsmacht“ verurteilt worden. Einerseits hatte er mehrere Artikel über die Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz in Peking 1989 verfasst, zum anderen Hintergründe über die katastrophalen Auswirkungen eines schweren Erdbebens in Sichuan 2008 recherchiert.
Sein Mandant müsse damit rechnen, von den Behörden streng überwacht zu werden, sagte Pu. Der Anwalt kritisierte den Umgang mit seinem Mandanten. Dieser habe nach der unrechtmäßigen Verurteilung jeden Tag der Haftstrafe verbüßen müssen. Dies wurde auch von dem international bekannten Künstler und Regierungskritiker Ai Weiwei bemängelt. „Er hat jeden einzelnen Tag abgesessen – und selbst jetzt steht er noch unter Beobachtung“, sagte Ai. „Er kann sich nicht frei äußeren, das ist eine Schande.“
Die Internet-Suche nach Tan wurde in China blockiert, zur Begründung wurde auf „einschlägige Gesetze“ verwiesen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Tans Verurteilung 2010 vor allem auf seine Recherchen zu dem Erdbeben in Sichuan zurückgeführt. Bei dem Erdbeben wurden 7.000 Schulgebäude zerstört oder schwer beschädigt, es gab Hinweise auf Baumängel und Korruption. Unter den Toten des Erdbebens waren 5.335 Schüler.
27 Mar 2014
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