taz.de -- Kommentar Klimaschutz: Mehr Markt, mehr Ideen

Es gibt viele Ideen, wie der Klimaschutz vorangetrieben werden kann. Welche zum Zug kommt ist zweitrangig. Wichtig ist, dass etwas geschieht.
Bild: Gehört klimatechnisch dringend eingestellt: Strom aus der Braunkohleförderung, wie hier in Garzweiler

Der Schutz des Klimas ließe sich elegant bewerkstelligen – mit einem funktionierenden Emissionshandel. Dann würde nach marktwirtschaftlichen Prinzipien Klimaschutz dort realisiert, wo er am preisgünstigsten möglich ist.

Der Effekt wäre durchschlagend, die Volkswirtschaft würde auf Energieeffizienz getrimmt. Doch die EU wollte nicht, Deutschland auch nicht. Man gab so viele CO2-Zertifikate aus, dass deren Preis ins Bodenlose fiel und jede Lenkungswirkung dahin war. Nun boomt die Kohlekraft als Nutznießer einer untragbaren Wettbewerbsverzerrung.

Aber dem Emissionshandel nachzuweinen bringt nichts. Lieber schaut man nach vorne und sucht neue, nationale Strategien. Charme haben sie alle. Großbritannien zum Beispiel hat einen Mindestpreis für CO2 eingeführt, den so genannten „Carbon Price Floor“. Das heißt: Egal wie hoch der Preis für CO2 am Markt ist, er wird künstlich hoch gehalten. Frankreich unterdessen diskutiert über eine CO2-Steuer. Und die USA und Kanada setzen auf eine gesetzliche Begrenzung der CO2-Emissionen aus Kraftwerken.

Jeden dieser Schritte sollte man auch in Deutschland diskutieren. Vor allem die Grenzwerte: Schrittweise könnte man die schlimmsten Kohleblöcke so zu erst vom Netz bringen. Übrigens hat man hierzulande mit einem ähnlichen Instrument hervorragende Erfahrungen gemacht: In den 1980er Jahren gelang es mit der Großfeuerungsanlagenverordnung den Ausstoß von Schwefeldioxid und Stickoxiden erheblich zu senken.

Ob man nun das Ordnungsrecht oder das Steuer- und Abgabenrecht wählt, ist letztlich zweitrangig. Gute Argumente gibt es für beide Wege. Nur irgend etwas für den Klimaschutz muss Deutschland jetzt unternehmen – im Zweifel ohne die EU, in einer internationalen Allianz der Willigen.

13 Apr 2014

AUTOREN

Bernward Janzing

TAGS

Erneuerbare Energien
Schwerpunkt Klimawandel
Emissionshandel
CO2-Kompensation
Klima
NOx
Mieten
CO2-Emissionen
Kohle
Energiewende
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel

ARTIKEL ZUM THEMA

Hohe Stickoxidwerte in NRW: Steine gegen den Ozonkiller

In Bottrop werden Pflastersteine gegen Stickoxide verlegt. Die Nebenwirkung: Nitrat, das vom Regen ins Grundwasser gespült wird. Was ist gefährlicher?

Energietransparenz im Wohnungsinserat: Immobilie folgt Kühlschrank

Ob Kauf oder Miete – jedes Inserat muss ab dem 1. Mai die Energieklasse der Immobilie nennen. So werden Nebenkostenabschätzungen transparenter.

Umweltministerin zu CO2-Ausstoß: Mehr Zeit für Klimaschutz

Das von Umweltministerin Hendricks angekündigte „Sofortprogramm“ kommt später – und fällt zunächst wohl wenig konkret aus

Gewerkschaftschef zur Energiereform: „Ich bin kein Klimakiller“

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE, sieht die Erderwärmung. Will aber weiter Kohle fördern, weil die Probleme woanders lägen.

KfW-Bank unter Druck: Keine Staatshilfen für Klimakiller

Die staatliche KfW-Bank soll ihre Finanzhilfen für Kohleprojekte im Ausland wohl künftig einschränken. Die Regierung überprüft ihre Leitlinien.

Tagung des UN-Klimarats: Therapie Kohlenstoffdiät

Die weltweite Energieversorgung muss schnell und gründlich umgebaut werden. Ob das geschieht, wird in den Schwellenländern entschieden.

Klimareport der UN: Sechs Szenarien des Klimawandels

Die Folgen des Klimawandels sind schon jetzt katastrophal. Was aber ist für die verschiedenen Weltregionen zu erwarten? Eine Übersicht.

Bericht des UN-Klimarates: Vom Wandel überrollt

Detailliert wie nie erklären die Forscher des UN-Klimarates, wie stark Menschen, Tiere und Pflanzen betroffen sind. Und sie schlagen Maßnahmen vor.