taz.de -- Neuer Twitter-Chef in Deutschland: Der Geldeintreiber
Deutschland ist für Twitter wichtig, zufrieden ist das Unternehmen aber nicht. Die Nutzerzahl steigt, aber es fehlt an Erlösen. Das soll Thomas de Buhr ändern.
BERLIN taz | Die Vögel zwitscherten es von den Dächern: zufrieden ist Twitter noch nicht mit dem, was man in Deutschland erreicht hat. Nun soll ein neuer Deutschland-Chef für mehr Erfolg sorgen: Thomas de Buhr, 45 Jahre alt, Wirtschaftswissenschaftler.
Ob Masterfoods, RTL, Sat.1 oder Google: De Buhrs Lebenslauf ist der eines Verkäufers. Erst auf der Seite der Werbenden, dann in der werbefinanzierten Medienwelt. Einer, der Werbende und Medien zusammenbringt. Ab 2009, drei Jahre nach dem Kauf der Videoplattform YouTube durch Google, sorgte er dafür, dass der suchmaschinenbasierte Werbekonzern aus den enormen Zugriffszahlen mehr Kapital schlug. Und war dabei wohl erfolgreich: De Buhr stieg bei Google auf, war am Ende für Online-Werbung in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständig.
Bei Twitter warten auf de Buhr große Aufgaben. Die Nutzerzahl steigt zwar – aber nicht in dem Maß wie in anderen Ländern. Offizielle Zahlen gibt es nicht, Schätzungen liegen zwischen einer und acht Millionen aktiven deutschen Nutzern. Wobei die Wahrheit näher an der ersten Zahl liegen dürfte. Nachdem die Firma mit „gesponserten Tweets“ ein erstes Werbeformat auf ihrer Plattform etablierte, muss sie langsam anfangen, Geld zu erwirtschaften statt nur Investorengeld zu verbrennen.
Deutschland spielt dabei eine wichtige Rolle, weil es wirtschaftlich stark ist. Doch ein Zuviel an Werbung kann auch das Nutzerwachstum abwürgen. Die Konkurrenz dabei: Facebook und de Buhrs Ex-Arbeitgeber Google mit seinem sozialen Netzwerk Google+ sind direkte Mitbewerber, wenn es um die Werbebudgets großer Konzerne geht. Ein möglicher Grund, warum das Unternehmen aus San Francisco de Buhr eingestellt haben dürfte.
Auf Twitter war der neue Deutschland-Chef bis kurz vor Ostern nicht mit einem öffentlichen Profil vertreten. Seitdem ist klar: Der künftige Managing Director [1][@debuhrthom] ist FC-Bayern- und Schwitzyoga-Fan. Anders als sein Vorgänger Rowan Barnett ([2][@rowbar]) ist er in der Szene ein eher unbeschriebenes Blatt. Barnett, der als Community-Manager von bild.de 2012 zu Twitter kam, soll im Unternehmen bleiben, heißt es.
22 Apr 2014
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