taz.de -- Unruhen in Istanbul: Zwei Tote nach Zusammenstößen

In Istanbul sind zwei Männer ums Leben gekommen. In der Nacht war es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.
Bild: Ende Mai jähren sich die Gezi-Proteste in der türkischen Hauptstadt zum ersten Mal.

ISTANBUL afp | In der Türkei ist ein zweiter Mensch nach Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gestorben. Wie der Gouverneur von Istanbul, Hüseyin Avni Mutlu, am Freitag mitteilte, starb der Mann an Verletzungen durch die Explosion eines Sprengsatzes, die er in der Nacht bei Protesten in der türkischen Metropole erlitten hatte.

Am Donnerstagabend war bereits ein 30-jähriger Mann gestorben. Er hatte lediglich an einer Beerdigung in der Nähe einer Demonstration teilgenommen, als er von einer Kugel in den Kopf getroffen wurde.

Nach dem ersten Todesfall vom Donnerstag hatte es in Istanbul die Nacht durch Proteste und Zusammenstöße mit der Polizei gegeben. „Ein weiterer unserer Bürger, der schwer verletzt wurde, hat sein Leben verloren“, sagte Mutlu am Freitagvormittag vor Journalisten. Er sei „von einer Bombe verletzt worden“. Damit seien nun zwei Menschen gestorben.

Am Donnerstag hatte zunächst eine kleine Gruppe von Demonstranten im Stadtteil Okmeydani ihren Unmut über das Grubenunglück von Soma sowie den Tod eines jugendlichen Demonstranten nach den Gezi-Unruhen im vergangenen Jahr kundgetan.

Als die Polizei eingriff, warfen die Demonstranten mit Steinen und Brandsätzen. Die Sicherheitskräfte feuerten laut Regierung daraufhin Warnschüsse in die Luft ab. Ein unbeteiligter Teilnehmer eines Begräbnisses wurde von einer Kugel getroffen und verstarb am Donnerstagabend. Laut Istanbuls Gouverneur Mutlu wurden neun weitere Menschen verletzt, darunter acht Polizisten.

23 May 2014

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