taz.de -- Die Wahrheit: Das Böse

Erkenntnisse eines WM-Pathologen (5): Ein einziges Fußballspiel kann eherne Glaubenssätze in ihren Grundfesten erschüttern.

Die Welt ist im Fußballfieber. Bernd Gieseking untersucht die Pathologie des Geschehens. Der Linksfuß kennt alle Krankheitsbilder, die mit Ball zu tun haben.

Pathologisch gesehen kam Deutschland in eine gefährliche Schieflage. Als Fußballvolk gerieten wir völlig aus dem inneren Gleichgewicht. Denn das Böse im Fußball hatte bisher immer Holland geheißen.

Nun hat ein einziges WM-Spiel diese sicherste Koordinate der Weltgeschichte verschoben. Spanien war plötzlich der neue FC Bayern – mindestens ein halbes Deutschland freute sich, als die verloren. 1:5 gegen Holland untergegangen! Der Weltmeister. Raketen stiegen auf. Böller explodierten. Die Schadenfreude Deutschlands war in Ost und West ohne Grenzen. Die Holländer waren plötzlich sympathisch wie der BVB. Als wäre Robben Reus.

Aber als dann der spanische Trainer del Bosque kurz vor Spielende seinen Spielern einzeln tröstend über den Kopf strich wie sonst nur Meister Eder seinem Pumuckl, da war der Teufel, der daran die Schuld trug, doch wieder Robben. Ein Holländer und Bayer – und Deutschland konnte beruhigt schlafen.

17 Jun 2014

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Gieseking

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