taz.de -- Die Wahrheit: Skalpelle schleifen
Erkenntnisse eines WM-Pathologen (7): Hummels hat ja nur eine Prellung. Ich muss unters Messer.
Die Welt ist im Fußballfieber. Bernd Gieseking untersucht die Pathologie des Geschehens. Der Linksfuß kennt alle Krankheitsbilder, die mit Ball zu tun haben.
Ich hab ja Knie und darum spiele ich nicht mit. Jetzt hat sich ein zweiter Dortmunder am Knie verletzt: der D’Artagnan des Ruhrgebiets – Mats Hummels. Ich dagegen bin eher Porthos. Hummels hat ja nur eine Prellung. Ich muss unters Messer.
Nächste Woche. Bin gespannt, wer mich operiert, wo Müller-Wohlfahrt gerade in Brasilien ist. Sonst kann das hier ja keiner. Ich muss mich vorbereiten. Blutabnahme. EKG. Die Skalpelle schleifen. Ich war mal Zimmermann. Ich weiß, wie das geht und mache das lieber selber. Ein vorbereitendes Gespräch mit dem Anästhesisten kommt noch, das mit dem operierenden Arzt hatte ich heute.
Dabei fielen Sätze wie „In Ihrem Alter wird das da nicht mehr durchblutet.“ Aber es ging dann doch nur um den Meniskus. Rechts. Vom Patienten aus gesehen. Das ist ja auch wichtig als Verabredung „Routine!“, hieß es noch. Trotzdem musste ich unterschreiben, dass abgebrochenes Operationsbesteck im Knochen sitzen bleiben darf.
19 Jun 2014
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