taz.de -- Uruguay – England (Gruppe D): Suárez erlegt drei Löwen
Die Angst der Engländer vor Uruguays Luis Suárez war begründet. Der Stürmer vom FC Liverpool erledigt Rooney und Kollegen im Alleingang.
Die Startbedingungen: Für beide Teams geht es um den Verbleib im Turnier. Wobei nach den ersten Spielen die Engländer klar überlegen scheinen; Uruguay hat gegen Costa Rica so richtig [1][versagt] und es war nicht zu erkennen, dass da noch mehr kommen könnte. Allerdings ist jetzt Superstürmer Luis Suárez dabei, vielleicht kann er ja etwas reißen. Aber es fehlt mit Diego Lugano der Kapitän. Die Engländer haben zwar ebenfalls das erste Spiel, gegen Italien, [2][verloren], aber das hätte auch anders ausgehen können. Entsprechend selbstbewusst geben sich die Engländer [3][vor dem Spiel].
Das Spiel: Es geht ausgeglichen los, Rooney zirkelt seinen Freistoß knapp neben das Tor und fünf Minuten später verfehlt Rodriguez ebenfalls knapp. Hart hätte keine Chance gehabt. Hätte, hätte, Fahrradkette. Die Urus wirken jedenfalls nicht traumatisiert, sondern ziemlich aufgeräumt. Es sind eher die Engländer, die nervös sind. Noch mal Freistoß, dann Ecke, der Ball fliegt häufig an Torwart Hart vorbei. Nur leider nicht rein. Dann Ecke England. Und Rooney kommt zum Kopfball, uhoh. Aber, nö, Latte.
Und dann kommt er. Luis Suárez, mit dem Kopf, nach einem schönen Pass von Cavani. Einfach gut. 1:0 für die Urus, die sich freuen, als könnten sie es selbst kaum glauben. Die Engländer kommen einfach nicht nach vorne, müssen immer wieder weite Bälle spielen, sind wir wieder beim Kick-and-rush? Und dann, dann doch. Wayne Rooney, er war schon ausgewählt, die Pfeife des Spiels zu sein, nach vier, fünf vergebenen Chancen, da macht er ihn rein, 75. Minute, 1:1. Jetzt wird es hektisch, klar. Die Engländer sind plötzlich wieder wach. Aber zehn Minuten später streift ein Abschlag von Muslera den Scheitel von Gerrard, landet direkt vor den Füßen von Suarez und schließlich im englischen Tor. Geil.
Der Moment des Spiels: Der Anpfiff. Ganz schnell kommt danach die Erkenntnis, dass die Urus noch gar nicht raus sind, dass sie doch noch was können und mit Luis Suárez einen echten Helden dabei haben. Der ist ein echter Stürmer. Er scheint seinen Kollegen tatsächlich gefehlt zu haben gegen Costa Rica. Das Team ist wie ausgewechselt, sie kämpfen und machen es den Engländern richtig schwer.
Der Spieler des Spiels: Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo aus Spanien. Er sorgt von Anfang an für Klarheit und dafür, dass dieses Spiel ein Fußballspiel bleibt und nicht zu einer Keilerei wird – das hätte ohne weiteres passieren können, bei dem Ernst der Lage. Er gibt nur Gelb, wenn es wirklich nötig ist, lässt laufen, als es vor dem englischen Tor ein bisschen unschön wird und die Urus aber im Vorteil sind. Er wirkt ausgleichend, stabilisierend.
Die Pfeife des Spiels: Godín, Ersatzkapitän der Urus, foult, kriegt Gelb, foult nochmal, hat Glück. Oder eben doch Wayne Rooney, das war dann doch zu wenig.
Die Schlussfolgerung: Es ist WM, alles ist möglich.
Und sonst? Alvaro Pereira kriegt im Sturz unglücklich Sterlings Knie an die Stirn geknallt, liegt erst wie bewusstlos da, soll dann vom Platz und wehrt sich wie ein kleines Kind, das aus dem Schwimmbecken raus soll, nur weil die Lippen blau vor Kälte sind. Goldig.
19 Jun 2014
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