taz.de -- Deutschland gegen Ghana: „Die deutsche Offensive ist brutal gut“

Der ghanaische Ex-Kicker Hans Sarpei spricht über Ghanas Stärken und Schwächen, über Kevin-Prince Boateng und über Jogi Löws Garten.
Bild: Spielte bei der WM 2010 in Südafrika noch selbst gegen Deutschland: Hans Sarpei (r.).

taz: Herr Sarpei, heute trifft Ghana auf Deutschland. Sie haben auf [1][//de.eurosport.yahoo.com/blogs/hans-sarpei/:Ihrem Blog] angeboten, bei Jogi Löw daheim den Rasen zu mähen oder im Campo Bahía das Frühstück zu servieren, damit sich Deutschland mit einem Unentschieden begnügt. Gab es schon eine Reaktion vonseiten des DFB?

Hans Sarpei: Bisher hat sich leider noch niemand gemeldet, aber das entscheidet sich sicher kurzfristig vor dem Spiel. Ich bin bereit!

Ghanas WM-Auftakt ging mit dem 1:2 gegen die USA daneben. Was bedeutet diese Niederlage?

Das Team ist schlecht ins Spiel gekommen und hat am Ende geschlafen, ansonsten aber dominiert. Sie sind lediglich vor dem Tor gescheitert. Jetzt wird es schwer. Keiner rechnet mehr mit Ghana.

Welche Reaktion erwarten Sie von der ghanaischen Elf beim Spiel gegen die deutsche Mannschaft?

Die Mannschaft ist nicht ausgeschieden und das Team glaubt an sich. Wir haben noch zwei Spiele – alles ist möglich. Die Deutschen wissen auch, dass sie gegen Ghana mit der gleichen Intensität wie gegen Portugal auftreten müssen. Wenn sie nur etwas nachlassen, kann Ghana sie schlagen und für eine Überraschung sorgen.

Wo liegen Ihres Erachtens die Schwachstellen im ghanaischen Spiel?

Die Mannschaft hat ein Defensivproblem. Früher war es schwierig, gegen Ghana ein Tor zu erzielen – heute ist das anders. Außerdem fehlten gegen die USA Kevin-Prince Boateng und Michael Essien. Erst die beiden haben mit ihrer Einwechslung spielerische Elemente eingebracht. Plötzlich lief der Ball und wurde nicht – wie zuvor – nur lang in den Strafraum geschlagen. Ich weiß nicht, ob die Mannschaft dachte, sie hätte einen Miro Klose vorne drin.

Waren Sie überrascht, dass beide nicht in der Startelf standen?

Klar, wie jeder. Es gab keine Anzeichen, dass sie nicht spielen würden. Ich dachte, sie wären angeschlagen, aber Boateng hat gesagt, er sei fit gewesen.

Boateng hat sich nach dem Spiel sehr verwundert über die Entscheidung des Trainers James Kwesi Appiah gezeigt und ihn kritisiert. War seine Reaktion okay?

Die Mannschaft hat in den Schlussminuten verloren. Natürlich ist er da auch frustriert. Da muss man den Spieler auch verstehen, besonders wenn er denkt, dass er fit genug ist. Und wenn ein Spieler wie Boateng topfit ist, dann gehört er ohne Frage auch in die Startelf.

Ghanaische Medien berichteten in dieser Woche, dass einige Spieler das Training verweigert hätten, weil sie mit der Taktik des Trainers nicht einverstanden gewesen sind. Muss man solche Meldungen ernst nehmen?

Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich kenne die Spieler, die sind alle loyal.

Was muss Ghana nun besser machen?

Das Team muss kompakter stehen und als Einheit in der Defensive auftreten. Nur so kann man der DFB-Elf den Zahn ziehen. Wenn Ghana das gelingt, sind sie stark genug, um gefährlich zu kontern und eigene Spielzüge zu kreieren. Aber das Spiel steht und fällt mit der Abwehr, denn die deutsche Offensive ist einfach brutal gut. Nur wenn die ghanaische Mannschaft geschlossen als Team agiert, hat sie eine Chance.

Was trauen Sie Ghanas Team bei der WM noch zu?

Sie müssen jetzt erst mal die Gruppenphase überstehen – irgendwie. Die Mannschaft muss von Spiel zu Spiel denken, sonst ist in der Vorrunde Schluss.

Und Deutschland?

Für mich eine der drei, vier besten Mannschaften der Welt, deshalb ist das Halbfinale eigentlich Pflicht. Und dann müssen die Deutschen hoffen, dass sie nicht auf Italien treffen.

Wem drücken Sie heute die Daumen?

Schon eindeutig Ghana. Natürlich schlagen zwei Herzen in meiner Brust, und am liebsten wäre es mir, wenn es läuft wie 2010 – und Ghana mit den Deutschen ins Achtelfinale einzieht.

(Deutschland – Ghana, Samstag, 21 Uhr, Gruppe G, ARD)

21 Jun 2014

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AUTOREN

Sebastian Honekamp

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