taz.de -- „No Fly“-Liste in den USA: Die Freiheit zu fliegen

Eine Bundesrichterin hat das Flugverbot für „Terrorverdächtige“ als verfassungswidrig beurteilt. Die Liste der Betroffenen umfasst rund 20.000 Menschen.
Bild: Der Imam von Portland hatte gegen das Flugverbot geklagt

WASHINGTON afp | Das von den USA verhängte Flugverbot für tausende „Terrorverdächtige“ verstößt laut dem Urteil einer Bundesrichterin gegen die Verfassung des Landes. Dass auf einer sogenannten „No Fly“-Liste verzeichnete Personen im US-Luftraum keine Passagierflugzeuge nutzen dürfen, verstoße unter anderem gegen deren Recht auf Reisen ins Ausland, heißt es in dem am Dienstag im Internet veröffentlichten Urteil von Bundesrichterin Anna Brown in Oregan. „Das Recht auf Reisen kann Staatsbürgern nicht einfach ohne Prozess entzogen werden.“

„Es ist unbestritten, dass das Auftauchen auf der Liste für die Betroffenen bedeutet, dass diese Personen weder Flugzeuge in die USA noch aus den USA heraus besteigen können“, formulierte Brown in ihrem 65 Seiten umfassenden Urteil.

Dies schränke die Reisefreiheit enorm ein, die eine „wichtige Freiheit der Bürger einer freien Gesellschaft“ sei. Einer von Browns Hauptkritikpunkten ist zudem, dass die Betroffenen keine wirkliche Möglichkeit haben, gegen ihre Nennung auf der Liste vorzugehen.

Browns Urteil bedeutet einen klaren Sieg für die 13 muslimischen Kläger. Zu ihnen gehört unter anderem der Imam von Portland im Bundesstaat Oregon. Die „No Fly“-Liste wurde von der US-Bundespolizei FBI im Kampf gegen den Terrorismus eingeführt, auf ihr stehen derzeit Medienberichten zufolge etwa 20.000 Menschen.

25 Jun 2014

TAGS

USA
Terrorismus
Oregon
Flugverbot
Sprengstoff
USA
Irak
New York
Sprengstoff

ARTIKEL ZUM THEMA

Terrorismus in den USA: Wenn Superhelden Monster kreieren

Das FBI soll laut Human Rights Watch Muslime zu Terrorplänen angestiftet haben. Zielpersonen wurden Sprengstofflieferungen für Anschläge versprochen.

USA wollen mehr Sicherheit an Flughäfen: Angst vor „andersartiger“ Bedrohung

Die USA wollen die Sicherheitsmaßnahmen an ausländischen Flughäfen verschärfen. Washington befürchtet neue, nur schwer aufspürbare Bomben.

Debatte Sicherheitspolitik der USA: Polizist ohne Plan

Viel zu lange haben die USA in Konflikten ausschließlich auf ihre militärische Stärke gesetzt. Das rächt sich jetzt – im Irak und anderswo.

Obama weiht Erinnerungsort ein: 9/11-Museum eröffnet

Fast 13 Jahre sind die Terroranschläge vom 11. September 2001 her. Am früheren Ground Zero in New York eröffnet nun das Museum zu den Ereignissen von 9/11.

Urteil zum Anti-Terror-Strafrecht: Ein Bastler muss kein Terrorist sein

Der Bundesgerichtshof ordnet einen neuen Prozess gegen einen Studenten an. Er war verurteilt worden, weil er im Mixer Schwarzpulver zerkleinern wollte.