taz.de -- Kommentar Kein Waffenstillstand: Nahost-Krieg ohne Sieger

Die Hamas verweigert einen Waffenstillstand und fühlt sich als Gewinner im Nahost-Konflikt. Zu Unrecht. Und der größte Heuchler sitzt in Ramallah.
Bild: Wenn es einen Völkermord gibt, trägt er Mitschuld: Mahmoud Abbas.

Déjà-vu im Nahen Osten. Eine Woche fliegen Raketen aus dem Gazastreifen, die israelische Armee fliegt Luftangriffe, dann gibt es einen Waffenstillstand, den die Hamas abgelehnt hat, jetzt geht alles wieder von vorne los.

Die Hamas fühlt sich als Sieger, hat sie es doch geschafft, fünf Millionen Israelis in die Bunker zu scheuchen – und nicht klein beizugeben. Militärisch betrachtet, waren die Hamas-Raketen aber alles andere als effektiv. Nicht einen Toten auf israelischer Seite gab es bislang zu beklagen. Der einzige wirkliche Erfolg geht auf das Konto des israelischen Raketenabwehrsystems: Die Verteidigungswaffe „Eisenkuppel“ ist genial.

Warum, so könnte man fragen, lässt man die Hamas nicht einfach schießen und wartet ab, bis die Raketenwelle wieder abflaut? So läuft das eben nicht mit der Abschreckung. Stillhalten wird als Schwäche ausgelegt, und die provoziert neue Gewalt. Israel muss die Hamas angreifen, auch wenn abzusehen ist, dass zivile Opfer, hinter deren Rücken sich die feigen Hamaskämpfer verstecken, nicht zu verhindern sind.

Regierungschef Netanjahu lobt die Piloten, die tapfer die Infrastruktur des Feindes zerstören. Nur: welche Infrastruktur? Noch ein paar Wohnhäuser mehr werden zu Schutt und Asche gebombt. Der strategische Effekt geht gegen null.

Der größte Heuchler sitzt indes weder in Jerusalem noch in Gaza, sondern in Ramallah. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas protestierte gegen den „Völkermord in Gaza“ und lacht sich derweil ins Fäustchen, weil die Zionisten dem Erzfeind von der Hamas mal wieder ordentlich auf die Mütze geben.

Wenn es einen Völkermord gibt, ist Abbas mit schuld daran. Seine Autonomiebehörde ist für die Lieferung von Medikamenten in den Gazastreifen zuständig. Es sind Menschen gestorben, weil es zu wenige von diesen Medikamenten gibt.

15 Jul 2014

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Susanne Knaul

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