taz.de -- Gefälschtes Show-Ranking beim ZDF: Kontrolleure fordern Missbilligung

Die Manipulation im ZDF hat voraussichtlich weitere Konsequenzen. Der Fernsehrat soll eine Missbilligung aussprechen. Auch neue Regeln für Umfragen sind geplant.
Bild: Kam in 51 Jahren ZDF-Geschichte extrem selten vor: eine Missbilligung des Fernsehrates.

BERLIN dpa | Der Skandal bei den ZDF-Shows „Deutschlands Beste!“ wird von den internen Kontrolleuren voraussichtlich so scharf gerügt wie selten in der Sendergeschichte. „Der Programmausschuss empfiehlt dem Fernsehrat, die beiden Shows zu missbilligen, weil gegen Programmrichtlinien verstoßen wurde“, sagte die Ausschusschefin Christine Bergmann am Freitag nach einer Sitzung in Berlin.

ZDF-Redakteure hatten bei dem Show-Zweiteiler vom 2. und 3. Juli laut Sender ein Umfrage-Ranking gefälscht und eingeladene Gäste hochgestuft. Unterhaltungschef Oliver Fuchs war zurückgetreten, zwei Redakteurinnen wurden abgemahnt. „Das ZDF hat mit seinen internen Untersuchungen und den bereits gezogenen Konsequenzen selbst einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und Aufarbeitung geleistet“, sagte Ex-Bundesfamilienministerin Bergmann. Der Ausschuss erwarte auch konkrete Vorschläge für Transparenz bei solchen Sendungen.

Weitere personelle Konsequenzen schließt ZDF-Intendant Thomas Bellut aus. „Wir haben harte Maßnahmen ergriffen, mit weitreichenden Folgen für die Mitarbeiter. Das reicht“, sagte Bellut der Allgemeinen Zeitung Mainz (Samstag). Anders als beim ADAC-Skandal um Manipulationen beim Autopreis des Clubs habe es beim ZDF keine systematischen Manipulationen gegeben. Er sicherte aber einen transparenten Umgang mit Umfragen beim ZDF zu. Der Nachrichtenagentur dpa sagte Bellut: „Die Manipulationen bei 'Deutschlands Beste!' haben einen großen Imageschaden verursacht.“

Die Missbilligung ist nach Angaben eines ZDF-Sprechers das schärfste Schwert des Fernsehrats. Solche Fälle habe es bisher nur sehr selten gegeben. Als Beispiel für eine frühere Missbilligung des Gremiums nannte das ZDF den Beitrag „Die Schalck-Connection“ von 1991 über den früheren DDR-Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski.

Der Programmausschuss, ein Fachgremium des Fernsehrats, dringt auf Regeln für Zuschauerumfragen, mit denen Entstehung und Ergebnisse in der Sendung und im Internet transparent gemacht werden. Dazu hat das ZDF bereits einen Vorschlag gemacht. „Bei Sendungen dieser Art werden künftig die Befragungsmethoden und alle Ergebnisse transparent gemacht“, sagte Bellut. „Manipulationen an repräsentativen Umfragen darf es nie wieder geben.“ Der Fernsehrat, der 77 Mitglieder hat, tagt am 19. September wieder.

25 Jul 2014

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