taz.de -- Abschlussplädoyer im Pistorius-Prozess: Nichts als Lügen

Der Mordprozess gegen den Behindertensportler geht zu Ende. Die Staatsanwaltschaft wirft Oscar Pistorius und seiner Verteidigung vor, wiederholt gelogen zu haben.
Bild: Oscar Pistorius während des Schlussplädoyers der Staatsanwaltschaft.

PRETORIA ap | Im Mordprozess gegen Oscar Pistorius hat die Staatsanwaltschaft dem südafrikanischen Sprintstar vorgeworfen, mehrmals gelogen zu haben. Pristorius sei ein „fürchterlicher Zeuge“ gewesen, sagte Staatsanwalt Gerrie Nel am Donnerstag in seinem Schlussplädoyer. Er warf der Verteidigung zudem vor, miteinander unvereinbare Theorien für die Unschuld ihres Mandanten hervorgebracht zu haben. Der Athlet soll seine Freundin Reeva Steenkamp nach einem Streit am 14. Februar 2013 durch eine geschlossene Toilettentür erschossen haben.

Einerseits habe die Verteidigung behauptet, Pistorius habe aus Notwehr gehandelt, weil er einen Einbrecher in seinem Haus vermutet habe, sagte Nel. Andererseits sei die Möglichkeit in den Raum gestellt worden, Pristorius sei strafrechtlich nicht zur Verantwortung zu ziehen, weil er „aufgeschreckt“ gewesen sei und Steenkamp versehentlich durch die geschlossene Wohnungstür erschossen habe.

„Die beiden Theorien sind nicht miteinander in Einklang zu bringen“, befand der Staatsanwalt. Er glaube, ein strafrechtlicher Prozess sei ein „stumpfes Instrument, um die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen“, aber in diesem Fall sei er überzeugt, dass man die Wahrheit dadurch finden werde.

Pistorius-Hauptverteidiger Barry Roux hörte Nels Ausführungen über Stunden zu. Er wird sein abschließendes Plädoyer voraussichtlich am Freitag halten.

Lebenslange Strafe droht

Der Angeklagte hatte stets erklärt, er habe das Model am 14. Februar 2013 aus Versehen getötet, weil er einen Einbrecher in der Toilette vermutet habe. Die Anklage beschuldigte Pistorius dagegen, Steenkamp bewusst nach einem Streit erschossen zu haben. Sollte Pistorius wegen vorsätzlichen Mordes verurteilt werden, drohen ihm 25 Jahre bis lebenslängliche Haft.

Der Prozess gegen Pistorius in der Hauptstadt Pretoria läuft seit März. Zum ersten Mal während des Prozesses waren die Väter von Pistorius und Steenkamp am Donnerstag im Gerichtssaal. Sie saßen an den beiden gegenüberliegenden Enden einer langen Bank.

Pistorius gilt als der wohl erfolgreichste Behindertensportler weltweit. Er gewann nicht nur mehrere Paralympics-Goldmedaillen, sondern trat auch bei den Olympischen Spielen in London 2012 mit speziellen Prothesen an.

7 Aug 2014

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