taz.de -- Hinrichtungen in China: Acht Todesurteile vollstreckt

Wegen „Terror-Attacken“ hat China wieder die Todesstrafe angewandt. Die Urteile stehen im Zusammenhang mit einem Angriff auf den Tiananmen.
Bild: Gut besucht: der Tiananmen in Peking.

PEKING afp | In Chinas Unruheprovinz Xinjiang sind acht Verurteilte wegen „terroristischer Angriffe“ hingerichtet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete am Samstag, die Urteile seien im Zusammenhang mit fünf verschiedenen Vorfällen ergangen, darunter dem Angriff auf dem Tiananmen-Platz in Peking im Oktober vergangenen Jahres.

Bei dem Angriff auf dem hochsymbolischen Platz im Zentrum der chinesischen Hauptstadt waren die Täter in einem Wagen in eine Menschenmenge gefahren; die drei Angreifer sowie zwei Touristen wurden getötet.

Die rohstoffreiche Provinz Xinjiang im Nordwesten Chinas ist Heimat der muslimischen Minderheit der Uiguren, die sich seit langem diskriminiert fühlen. In der Region gab es in den vergangenen Monaten immer wieder gewaltsame Zwischenfälle und Anschläge.

Im Mai wurden auf einem Markt in der Provinzhauptstadt Urumqi 39 Menschen getötet. Die sozialistische Führung in Peking bewertet die Gewalt als religiösen Extremismus und wirft den Uiguren Separatismus vor. Für den Anschlag auf dem Tiananmen machte sie Separatisten aus Xinjiang verantwortlich.

Die von der Kommunistischen Partei kontrollierten Gerichte in China verurteilen nahezu alle Angeklagten. Der Vorwurf terroristischer Aktivitäten wird häufig mit der Todesstrafe geahndet. Nach dem Anschlag in Urumqi hatten die chinesischen Behörden eine Kampagne gegen „Terrorismus“ eingeleitet.

Erst im Juni waren in Xinjiang 13 Menschen hingerichtet worden. Offizielle Angaben zur Zahl der Hinrichtungen in China liegen nicht vor. Unabhängige Schätzungen gehen von etwa 3.000 Hinrichtungen allein im Jahr 2012 aus – mehr als insgesamt in allen anderen Ländern, in denen die Todesstrafe vollstreckt wird.

24 Aug 2014

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