taz.de -- Ebola in Westafrika: US-Soldaten gegen die Epidemie

Nach über 2.000 Toten stellt US-Präsident Obama einen Militäreinsatz zur Ebola-Bekämpfung in Aussicht. Helfer fordern logistische Unterstützung.
Bild: In Liberia betreuen Ärzte Ebola-Infizierte

BERLIN taz | US-Militär soll in Westafrika an der Eindämmung des Ebola-Virus mitwirken. Die Ebola-Bekämpfung müsse „eine Priorität unserer nationalen Sicherheit“ werden, sagte US-Präsident Barack Obama am Sonntag in einem Interview des Fernsehsenders NBC. Notwendig seien Ausstattung und Personal, um „beispielsweise Isolierstationen und Geräte für Helfer einrichten zu können“ und „Sicherheit für medizinisches Personal zu gewährleisten, das aus aller Welt einreist“, sagte Obama. „Wenn wir diese Anstrengung jetzt nicht unternehmen und sich die Seuche nicht nur in Afrika, sondern auch in anderen Erdteilen ausbreitet, besteht die Aussicht, dass das Virus mutiert“, so Obama. „Dann könnte es eine ernsthafte Gefahr für die USA darstellen.“

Die Worte des US-Präsidenten folgen auf eine Mahnung des Hilfswerks „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) vergangene Woche, wonach die Welt Gefahr laufe, den Kampf gegen Ebola zu verlieren. „Nach sechs Monaten der schlimmsten Ebola-Epidemie der Geschichte verliert die Welt die Schlacht“, hatte MSF-Präsidentin Joanne Liu am Dienstag vergangener Woche bei den Vereinten Nationen in New York erklärt. Es habe kein „entschlossenes Handeln“ gegeben, sondern „Staaten haben im Wesentlichen eine Koalition der Nichthandelnden gebildet“. Nötig sei die unverzügliche Entsendung von Fachpersonal zur Errichtung mobiler Testlabors und Feldkliniken in Guinea, Liberia und Sierra Leone.

Liu rief zum ersten Mal in der MSF-Geschichte zu einem Militäreinsatz auf, um die Ebola-Bekämpfung logistisch zu unterstützen. Die Forderung erstrecke sich jedoch nicht auf Soldaten, stellte das Hilfswerk hinterher klar. Ghana hat sich bereits als Anlaufstelle für US-Militärflüge nach Westafrika angeboten.

Sierra Leone hat mittlerweile eine dreitägige totale Ausgangssperre ab 19. September verfügt, damit 7.000 Patrouillenteams die komplette Bevölkerung von rund sechs Millionen Einwohnern in ihren Häusern aufsuchen und Verdachtsfälle identifizieren können. In Sierra Leone sind bis Sonntag nach Regierungsangaben 426 Menschen an Ebola gestorben, 268 Ebola-Patienten wurden geheilt, insgesamt 1.276 Fälle registriert. In ganz Westafrika wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bis 5. September 2097 Ebola-Todesfälle bestätigt.

Die Afrikanische Union begann am Montag einen Ebola-Sondergipfel. Maßnahmen wie die Schließung von Grenzen und die Suspendierung von Flügen müssten besser abgestimmt werden, weil sie ansonsten „mehr sozioökonomische Auswirkungen als die Seuche selbst“ nach sich ziehen könnten, sagte AU-Kommissionspräsidentin Nkosazana Dlamini-Zuma zur Eröffnung des Treffens in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba.

8 Sep 2014

AUTOREN

Dominic Johnson

TAGS

USA
Barack Obama
Westafrika
Ebola
Epidemie
US-Army
US-Soldaten
Computerspiel
Epidemie
Ebola
Ebola
Ebola
Ebola
Ebola
Ebola
Ebola
Ebola

ARTIKEL ZUM THEMA

Gamification und Biopolitik: Nur Punkte im System

In „Vax“ muss der Spieler eine Epidemie eindämmen. Da lässt sich lernen, was mit dem Leben des Einzelnen im Ausnahmezustand passiert.

Kampf gegen die Ebola-Epidemie: US-Experten malen düsteres Szenario

Hunderttausende Ebola-Fälle könnte es in den nächsten Monaten geben, wenn die derzeitige Wachstumsrate anhalte, so die Forscher. Kuba schickt Ärzte nach Afrika.

Ebola-Tagebuch – Folge 3: Wenn sich das Ausland zurückzieht

Gestrichene Flüge, Personalabzug, Stillstand: Die Exportwirtschaft in den Ebola-Ländern ist von der Epidemie besonders betroffen.

Ebola-Tagebuch – Folge 2: Es könnte zu spät sein

„Wir wissen nicht, wie wir es aufhalten können“, klagt die erfahrene Ebola-Bekämpferin Marie-Christine Férir. Liberia ist in seiner Existenz bedroht.

Ebola-Tagebuch – Folge 1: Ärzte, Ärzte, Ärzte

„Sobald ein Behandlungszentrum öffnet, ist es sofort überfüllt“: Liberia zählt über 1.000 Ebola-Tote, Tausende neue Fälle werden erwartet.

WHO warnt vor Ebola in Westafrika: Tausende neue Fälle erwartet

In Liberia steigt die Zahl der Infizierten exponentiell. Die Weltgesundheitsorganisation fordert, die Hilfen für das Land zu vervielfachen.

Rekordhoch an Ebola-Infizierten: Angst und Desinteresse

Das Schlimmste kommt erst noch, warnt die WHO. Die Behörden in Westafrika aber gehen teils ziemlich locker mit der Ebola-Gefahr um.

Ebola-Experten tagen in Genf: Behandlung mit Blut Überlebender

Angesichts fehlender Impfstoffe schlagen Experten unorthodoxere Methoden im Kampf gegen Ebola vor. Derweil droht in Nigeria ein neue Erkrankungswelle.

Ebola-Epidemie in Westafrika: „Die Welt verliert den Kampf“

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnt davor, dass man Ebola nicht in den Griff bekommen wird. Unterdessen hat sich ein weiterer US-Arzt infiziert.

Schutzanzüge gegen Ebola: Die Pirelli-Männchen-Paranoia

Das Virus werde kaum über die Luft übertragen, erklären Forscher. Die raumanzugähnliche Kleidung verbreite Panik. Sie sei unbequem und teuer.