taz.de -- Urlaubsfake auf Facebook: Schöne falsche Welt

Eine Niederländerin postet ihren Asien-Trip auf Facebook – doch der Urlaub ist nur vorgetäuscht. So einfach funktioniert das Verzerren der Realität.
Bild: Zilla beim Schnorcheln. Aber nicht in Asien, sondern im Hallenbad.

Für ein Uni-Projekt hat die 25-jährige Zilla van den Born über Wochen Bilder und Videos von ihrem Asien-Trip [1][auf Facebook gepostet]. Fleißig kommentierten Freunde und Verwandte ihre Strandfotos, Bilder von exotischem Essen und der Fahrt im Tuk-Tuk. Doch während die sie in Asien wähnten, saß Zilla in ihrer Wohnung in Amsterdam – alles nur Photoshop.

Um die Illusion perfekt zu machen, dekorierte sie für Skype-Gespräche ihr Schlafzimmer zum Hotelzimmer um. Für die Urlaubsbräune ging sie in ein Solarium. Postkarten und Souvenirs stammen aus dem Asia-Laden um die Ecke. Nur an den Poststempel aus Amsterdam hat sie nicht gedacht. Aber bemerkt hat das niemand.

Die junge Frau ist Grafikdesignerin. Mit dem Projekt, das bereits ein Jahr alt ist, aber jetzt erst entdeckt wurde, möchte sie darauf aufmerksam machen, wie sehr wir täglich die Darstellung unseres Lebens in Sozialen Netzwerken filtern und manipulieren. „So entsteht online eine ideale Welt, mit der die Realität nicht mithalten kann. Es ist leicht, die Realität zu verzerren,“ sagte van den Bron im niederländischen Fernsehen.

Was wie eine gelungene Promotion der eigenen Photoshop-Künste erscheint, könnte sich in Zukunft als lukratives Geschäftsmodell erweisen. Denn so ein Urlaub kostet Zeit und Geld. Aber was, wenn man nur eines von beidem hat, und trotzdem von seinen Freunden beneidet werden möchte? Da hilft nur, sich seine eigene virtuelle Welt zu schaffen. Ein Fake-Urlaubs-Paket, einfach per Mausklick zu kaufen, könnte das möglich machen. Und das Beste daran: während man sich Zuhause versteckt, um Online ein besseres Leben zu führen, muss man sich nicht mit nervigen Mitmenschen herum schlagen. Also, Schluss mit den langweiligen Profilen. Eine Weltreise, bitte! Weg mit der Realität!

Auf ihrer Internetseite sucht Zilla van den Born per Stellenanzeige einen Arbeitgeber. Ideal für Leute, die ihr Profil aufpeppen möchten. Ob man hinterher das Ganze per Video seinen Freunden als Fake enttarnt, bleibt einem selbst überlassen. Aber vielleicht gibt es dafür ja auch ein paar Likes.

15 Sep 2014

LINKS

[1] http://www.facebook.com/z.vandenborn

AUTOREN

Schmaltz

TAGS

Schwerpunkt Meta
Urlaub
Realität
Schönheitsideale
Schwerpunkt Meta
Fotografie
Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Meta

ARTIKEL ZUM THEMA

Cindy Crawford ohne Photoshop: Spuren der Zeit

Im Netz ist ein unretuschiertes Foto von Cindy Crawford aufgetaucht. Es wird als Statement gegen den Jugendwahn gefeiert.

Sammelklage gegen Facebook: 75.000 mit Max Schrems

Seit Jahren kämpft Max Schrems gegen das Online-Netzwerk. Jetzt ist er nicht mehr allein, Tausende schließen sich einer Sammelklage an.

175 Jahre Fotografie: Leben auf der Festplatte

Ich – mit Merkel, am Strand, beim Feiern. Der Moment gilt nur noch als erlebt, wenn ein Beweisbild existiert. Geht uns dabei der Augenblick verloren?

Kommentar Urlaubsbilder auf Facebook: „Und ihr so?“

You take myself, you take my selfie control: Im Sommer steigt die Selbstdarstellung im Netz. Und man ist permanent am falschen Ort.

Studie über Facebook: Die Neidspirale

Facebook macht neidisch auf das vermeintlich schöne Leben von anderen, sagt eine Studie. Was Abhilfe schafft? Mut zu einer „Loser“-Kampagne!