taz.de -- Unglücksflug MH17: 30 Millionen Dollar Belohnung
Es ist klingt wie ein Thriller. Anonyme Auftraggeber setzen eine deutsche Detektei auf den Unglücksflug MH17 an. Auch im Angebot: Eine neue Identität.
BERLIN taz | Es ist nur ein kleines Schreiben auf einer Homepage, aber es hat alles, was für einen Thriller nötig ist: 30 Millionen US-Dollar, so heißt es [1][auf der Seite] von Wifka Kapitaldienstleistungen, bieten die Auftraggeber des deutschen Unternehmens aus Bad Schwartau für Beweise, die die Hintergründe des Absturzes von Flug MH 17 aufklären. Bei Bedarf gibt es angeblich noch mehr: eine neue Identität. Zum Vergleich: Für Hinweise auf Osama bin Laden setzten die USA 2001 25 Millionen Dollar aus.
MH 17 – das war der [2][Flug der Malaysian Airlines], der am 17. Juli auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur im Osten der Ukraine mutmaßlich im Kontext von Kampfgefechten abgeschossen wurde. Dabei starben 298 Menschen. Die Hintergründe sind noch immer nicht abschließend geklärt – unter anderem, weil die Absturzstelle mitten im umkämpften Gebiet der Ostukraine liegt: Ob das Flugzeug abgeschossen wurde und von wem, ist deshalb ein Politikum - und Steilvorlage für Verschwörungstheorien. Dass nun ausgerechnet ein privater Fahnder aus Deutschland ins Spiel kommt, klingt nicht unbedingt seriös.
Die ausgeschriebenen 30 Millionen Dollar sind jedoch laut Wifka bereits „sicher in der Schweiz (Zürich) hinterlegt“. Wer seine Auftraggeber sind, das will der Geschäftsführer der Wifka GmbH, Josef Resch, allerdings auch selbst nicht genauer wissen. Der taz sagte er, die Hintermänner seien ihm persönlich nicht bekannt. Das ist nicht unplausibel: Sie zu kennen könnte Resch gefährden.
Dass hinter dieser so dubios wirkenden Offerte tatsächlich ein konkreter Auftrag steckt, will aber ein Journalist des [3][Wirtschaftsmagazins] [4][Capital] bezeugen.
In seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet das Magazin, Resch habe bereits eine Anzahlung von 40.000 Euro für die Annahme des Auftrages erhalten. Weitere 500.000 Euro sollen sich auf einem Schweizer Konto befinden und könnten bei Erfolg an Resch überwiesen werden. Capital-Autor Jens Brambusch sagte der taz, er habe sich selbst davon überzeugen können, dass es tatsächlich ein solches Konto mit dem entsprechenden Betrag gibt.
Resch selbst hat schon in der Vergangenheit die Kapitel im Geschichtsbuch deutscher Wirtschaftskriminalität durch verschiedene Anekdoten bereichert: etwa als er in einem Aufsehen erregenden [5][Video] ein Kopfgeld auf den flüchtigen Finanzinvestor Florian Homm ausrief. Später musste Resch nach eigenen Angaben die Ermittlungen einstellen – weil seine Auftraggeber bedroht worden seien.
17 Sep 2014
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