taz.de -- Unruhen in Ferguson: Polizist angeschossen

Bei einer Schießerei in Ferguson wird ein Polizist leicht verletzt. Ein Zusammenhang zu den fortgesetzten Protesten in der Stadt gilt bislang als unwahrscheinlich.
Bild: Ferguson kommt nicht zur Ruhe

FERGUSON ap | In der nach dem Tod eines schwarzen Teenagers tagelang von Unruhen erschütterten US-Stadt Ferguson ist ein Polizist angeschossen worden. Der Beamte habe eine Schusswunde am Arm erlitten, die aber nicht lebensgefährlich sei, teilte die Polizei von St. Louis mit. Zwei Verdächtige würden seit Sonntag gesucht.

Der Polizist habe am Samstagabend zwei Männer in einem geschlossenen Bürgerhaus angetroffen, die vor ihm weggerannt seien, hieß es. Einer der Flüchtenden habe sich umgedreht und dann das Feuer auf den Polizisten eröffnet. Dieser habe zurückgeschossen, es gebe allerdings keine Hinweise darauf, dass einer der Verdächtigen getroffen worden sei. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass dieser Vorfall in Zusammenhang mit zwei getrennten Protestveranstaltungen stehe, die am Samstagabend zur selben Zeit stattgefunden hatten.

Gegen Mitternacht hatten sich rund 100 Demonstranten an einer Straßenkreuzung versammelt, die „Keine Gerechtigkeit, kein Frieden“ skandierten. Ihnen gegenüber standen zwei Dutzend Polizisten.

Am 9. August war der schwarze Teenager Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen worden. Das Opfer war unbewaffnet. Der Vorfall löste tagelange Demonstrationen gegen Rassismus bei der Polizei und zum Teil gewalttätige Proteste in dem Vorort von St. Louis aus.

Zersetzende Wirkung

Vor dem Hintergrund der Unruhen von Ferguson zeigte sich US-Präsident Barack Obama tief besorgt über das vielerorts vorherrschende Misstrauen gegenüber der Polizei. Der Argwohn habe eine zersetzende Wirkung auf ganz Amerika, nicht nur in Gegenden mit überwiegend schwarzer Bevölkerung, warnte er am Samstag bei der jährlichen Preisverleihung des Congressional Black Caucus, einer Organisation, die sich für Belange afroamerikanischer Parlamentarier einsetzt.

Der Tod Michael Browns und die daraus resultierend Wut habe dem Land wieder vor Augen geführt, dass es in vielen Gemeinden „eine Kluft des Misstrauens“ zwischen den Anwohnern und der Polizei gebe, sagte der Präsident. Darunter hätten ausgerechnet jene Ortschaften zu leiden, die die Strafverfolgungsbehörden am dringendsten bräuchten. „Und das Schlimmste daran ist, dass es in den Herzen unserer Kinder Wunden hinterlässt.“

Das Dilemma rühre von erheblichen ethnisch motivierten Unterschieden bei der Rechtsprechung, sagte Obama. „Zu viele junge Männer mit dunkler Hautfarbe fühlen sich von der Polizei ins Visier genommen – schuldig, weil sie herumlaufen und schwarz sind, Autofahren und schwarz sind. Sie werden anhand von Klischees beurteilt, die Furcht und Verachtung und Hoffnungslosigkeit schüren.“

28 Sep 2014

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