taz.de -- Kommentar Datenschutz Unternehmen: Vertrauen ist schlecht

Unternehmen werben gerne mit Vertrauen, das man in sie investieren könne. Doch gerade beim Datenverkehr gilt: Sicherheit ist besser.
Bild: Diese lustig-bunte Datenfabrik ist von Google.

Stellt Vertrauen her! Das ist die Empfehlung von Wirtschaftsberatern an Unternehmen, die ihren Kunden an die Daten wollen. Denn, so das Ergebnis einer Untersuchung: Wenn Kunden einer Firma vertrauen, sind sie freigiebiger mit persönlichen Informationen.

Allein: Vertrauen ist eine denkbar schlechte Maßeinheit. Und es ist häufig das Gegenteil von Wissen. Beispiel Amazon. Wer selbst gute Erfahrungen gemacht hat, wem Freunde von unkomplizierten Retouren vorschwärmen und Preis und Angebot stimmen auch, der wird dort wieder kaufen. Das Vertrauen ist da. Dass die Daten auf US-Servern liegen und nicht nur die NSA Zugriff haben dürfte, wird dabei gern ausgeblendet.

Aber leider ist es typisch: Die meisten Unternehmen haben, was den Umgang mit Kundendaten angeht, kein Vertrauen verdient. Da gibt es Banken, die auf veraltete und knackbare Verschlüsselungsverfahren setzen. Da gibt es Online-Shops und sogar Apotheken, die persönliche und Bestelldaten unverschlüsselt durch die Welt schicken. Da werden Geburtsdatum und Telefonnummer zum Pflichtfeld, obwohl für eine Bestellung die Adresse völlig ausreicht. Und da lassen sich Anbieter nach der schweren Sicherheitslücke „Heartbleed“ viel Zeit, den notwendigen Tausch der Zertifikate in die Wege zu leiten. Wenn schon der für den Nutzer sichtbare Umgang mit Kundendaten so unterirdisch ist – wie soll es dann erst hinter den Kulissen aussehen?

Nein, solange man die – zumindest vordergründig – verantwortungsvoll handelnden Unternehmen mit der Lupe suchen muss, hilft Vertrauen nicht weiter. Sondern Sparsamkeit – und zwar mit persönlichen Informationen. Und mal ganz grundsätzlich: Wer sagt eigentlich, dass man sich immer mit seinen echten Daten anmelden muss?

9 Oct 2014

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Svenja Bergt

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