taz.de -- V-Mann Tino Brandt: Angeklagt in 157 Fällen

„Kindermissbrauch“ ist ein Kampfthema der NPD. Nun ist der ehemalige Parteifunktionär Tino Brandt unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs angeklagt.
Bild: Tino Brandt (l.) wird 1995 in Jena nach einem Überfall von Nazis auf das Planetarium in Gewahrsam genommen.

GERA afp/dpa | Die Staatsanwaltschaft Gera hat den ehemaligen NPD-Funktionär und Verfassungsschutzinformanten Tino Brandt wegen verschiedener Sexualstraftaten angeklagt.

Es sei Anklage wegen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, Förderung der Prostitution und Förderung sexueller Handlungen von Minderjährigen erhoben worden, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde am Donnerstag dem MDR. Insgesamt gehe es um 157 Fälle. Brandt soll unter anderem in 45 Fällen männliche Minderjährige für sexuelle Handlungen an Erwachsene vermittelt und dafür Geld genommen haben.

Der wegen der Vorwürfe im Juni in Untersuchungshaft genommene Brandt sei teilweise geständig. Brandt galt als ein führender Kopf in der rechtsradikalen Szene Thüringens. Er soll den Thüringer Heimatschutz aufgebaut haben, in dem auch das für eine rechtsextrem motivierte Mordserie mit zehn Toten verantwortliche Neonazi-Trio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe aktiv war.

Brandt arbeitete als Spitzel des Verfassungsschutzes und steckte nach eigenen Angaben sein Honorar aus dieser Tätigkeit in seine rechtsradikalen Aktivitäten. Nach seiner Enttarnung 2001 verlor Brandt seinen Angaben zufolge die Kontakte in die rechtsextreme Szene.

14 Nov 2014

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