taz.de -- Euthanasie-Befürworter in Langenhorn: Straßennamen aus der Nazi-Zeit
Mehrere Langenhorner Straßen tragen Namen von Nazi-Ärzten und Euthanasie-Befürwortern. Bezirk Nord fordert vom Senat Umbenennungs-Konzept.
Er gilt als Nestor der deutschen Neurologie, hat Wegweisendes über Syphilis geschrieben und war bis 1933 Professor am Eppendorfer Krankenhaus: Max Nonne war eine Koryphäe. Sein Wort hatte Gewicht – auch in der NS-Zeit, in der er maßgeblich an der Akzeptanz der Kinder-Euthanasie mitwirkte.
In einer Denkschrift von 1942 etwa hat er das Leben geistig Behinderter „lebensunwert“ genannt. Und 1946 verhinderte sein Entlastungs-Gutachten die Anklage der Ärzte Wilhelm Bayer und Friedrich Knigge, die in der „Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn“ sowie im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort mindestens 67 Kinder teils töteten, teils töten ließen.
Nach diesem Max Nonne hat das NS-Regime 1942 eine Straße in Hamburg-Langenhorn benannt, und so heißt sie noch heute. Nicht weit davon liegt die Konjetznystraße, benannt nach Georg Ernst Konjetzny, ab 1935 Chirurg am inzwischen umbenannten UKE. Konjetzny war Mitglied von NSDAP und SA, förderte die SS und agierte als Beratender Chirurg der Wehrmacht.
Lange ist das niemandem aufgefallen, aber die 2013 von den Grünen aus Hamburg-Nord entfachte Debatte über die Umbenennung der Hindenburg-Straße hat jetzt Kreise gezogen: Am 13. November fasste der Bezirk Nord einen Beschluss, demzufolge der Senat ein Konzept für den Umgang mit NS-belasteten Straßennamen entwickeln soll.
Die Vorarbeit soll laut Kulturbehörde die Landeszentrale für politische Bildung leisten, die am Freitag nicht erreichbar war. Sie arbeite, heißt es, an einer Broschüre, die alle problematischen Namen enthalte. Halte man diese erst einmal in Händen, könne man in Ausnahmefällen umbenennen, sagt die Kulturbehörde.
In den bereits bekannten Fällen gibt sich der Senat allerdings zögerlich: Sowohl zur Max-Nonne-Straße als auch zur Konjetzny-Straße haben die Grünen Umbennungs-Anfragen gestellt. Passiert ist nichts: „Die Meinungsbildung ist noch nicht abgeschlossen“, schrieb das zuständige Staatsarchiv im Januar und Februar dieses Jahres. Zudem müsse man zunächst prüfen, wie viele Anwohner von einer Umbenennung betroffen wären.
Die aber seien, sagt Medizinhistorikerin Johanna Meyer-Lenz, die Max Nonnes Geschichte bereits mehrfach öffentlich referierte, recht wohlwollend. „Nach meinem Vortrag in der Langenhorner Gemeinde St. Jürgen waren Pastor und Gemeinde sehr bereit, sich für die Umbenennung der Max-Nonne-Straße einzusetzen“, erzählt sie.
16 Nov 2014
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