taz.de -- Toter V-Mann im NSU-Komplex: „Corelli“ starb an Diabetes

Wie starb der V-Mann „Corelli“? Nach Ermittlungen der Rechtsmedizin ist der Informant an einem Zuckerschock gestorben – und nicht getötet worden.
Bild: Warnte „Corelli“ schon früh vor dem NSU-Trio? Die Angeklagte Beate Zschäpe im Gericht.

PADERBORN dpa | Die Staatsanwaltschaft Paderborn hat ihre Ermittlungen nach dem Tod eines V-Manns eingestellt, der im NSU-Skandal eine mysteriöse Rolle gespielt hat. Der Mann mit dem Decknamen „Corelli“ sei durch einen Zuckerschock gestorben und nachweislich nicht durch Dritte, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Das habe eine chemisch-toxikologische Untersuchung der Rechtsmedizin in Münster ergeben.

Ein Gutachter habe außerdem festgestellt, dass die Krankheit für Außenstehende nicht erkennbar gewesen sei. Deshalb gebe es auch keine Anhaltspunkte für eine unterlassene Hilfeleistung. Der Mann war im April 2014 überraschend in einer Wohnung in Paderborn gestorben, wo er unter geänderter Identität versteckt gelebt hatte.

Dem Verfassungsschutz hatte er jahrelang Informationen aus der rechten Szene geliefert. Im Fall der Terrorzelle NSU spielte er eine undurchsichtige Rolle. Bereits 2005 soll „Corelli“ dem Bundesamt für Verfassungsschutz eine CD übergeben haben, auf der sich auch das Kürzel „NSU/NSDAP“ fand.

Dennoch blieb der Bezug zum Fall NSU über Jahre unentdeckt. Dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) werden zwischen 2000 und 2007 zehn Morde zur Last gelegt – fast alle an Menschen aus Zuwandererfamilien. Das Trio flog erst Ende 2011 auf.

27 Nov 2014

TAGS

Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Corelli
V-Leute
Verfassungsschutz
Diabetes
Schwerpunkt Rechter Terror
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Rechter Terror
Verfassungsschutz
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
NSU-Prozess

ARTIKEL ZUM THEMA

Rechtsextremer V-Mann „Corelli“: Ein ganz natürlicher Tod

Der Düsseldorfer Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) verteidigt das Zurückhalten von Akten über den Tod des Exspitzels „Corelli“.

NSU-Prozess in München: Unter braun-schwarzer Perücke

V-Mann „Piatto“ bestreitet, das Trio um Beate Zschäpe gekannt zu haben. Er liefert aber Details über das Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“.

Verfassungsschutz und NSU: Zur Strafe befördert

Gab es in den Überwachungsbehörden harte Konsequenzen nach dem NSU-Desaster? Drei Verfassungsschützer wurden strafversetzt – 47 stiegen auf.

Weitere „NSU“-CD in Sachsen aufgetaucht: Behörden haben es wieder verpeilt

In Chemnitz hat die Polizei im März eine CD mit Hinweisen auf den NSU beschlagnahmt – und keinen Zusammenhang gesehen. Erst jetzt wurde sie ausgewertet.

Propaganda-DVD beim Verfassungschutz: Früher Hinweis auf den NSU

Hätte der Verfassungschutz schon früh vom NSU wissen können? Eine DVD mit der Aufschrift „NSU/NSDAP“ liegt der Behörde wohl seit 2005 vor.

Umfeld des NSU: Verfassungsschutz schützt Spitzel

Der Fall des V-Manns Thomas R. bleibt rätselhaft. Fragen könnte ein weiterer Spitzel beantworten. Aber Hamburgs Verfassungsschutz schirmt ihn ab.