taz.de -- Kommentar South-Stream-Leitung: Allianz der Beleidigten
Die South-Stream-Leitung wurde gestoppt. Die engere Zusammenarbeit zwischen Russland und der Türkei fängt dagegen gerade erst an.
Noch ist es das Aufscheinen einer Möglichkeit, doch ein neuer geopolitischer Schwenk am Rande Europas ist seit Montag denkbar. Das Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem türkischen Potentaten Tayyip Erdogan hat gezeigt, dass eine strategische Allianz zwischen Moskau und Ankara möglich ist.
Der Verzicht auf die South-Stream-Pipeline als Konsequenz aus dem neuen Kalten Krieg zwischen der EU und Russland hat schon jetzt zu einer Kooperation zwischen der Türkei und Russland geführt, die bis vor Kurzem so nicht denkbar war. Denn eigentlich sind sich die beiden Mächte im Nord- und Südosten Europas nicht besonders freundlich gesinnt.
Die Türkei sieht durch die russische Krimannektion eigene historisch bedingte Interessen bedroht, und Russlands Unterstützung für Syriens Assad-Clan widerspricht den türkischen Interessen im Nahen Osten.
Trotzdem wollen beide Länder jetzt enger zusammenarbeiten und auf dem Energiesektor eine strategische Partnerschaft eingehen. Das ist trotz aller Differenzen nur möglich, weil sich beide Länder von ihrem eigentlichen Partner, der EU, ungerecht behandelt fühlen. Die teils selbstverschuldete, teils durch falsche EU-Entscheidungen herbeigeführte Isolation Russlands wie der Türkei könnten jetzt dazu führen, dass beide „Parias“ ihre Differenzen überwinden und eine neue, tendenziell gegen die EU gerichtete Allianz bilden.
Die Türkei hat seit Beginn dieser Woche für ein Jahr den Vorsitz der G 20 inne. Erdogan hat bereits anklingen lassen, dass er das als eine Gelegenheit sieht, eine Allianz gegen den reichen Westen zu unterstützen. Als Partner bieten sich Russland und China an. Für den Frieden und die demokratische Entwicklung in Europa und Asien sind das fatale Entwicklungen.
3 Dec 2014
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