taz.de -- Wahl Sportler des Jahres: Die Weltmeister, na klar

Die Sportbranche feiert sich selbst. Und wählt Alpinistin Maria Höfl-Riesch, Diskuswerfer Robert Harting und die Fußballnationalmannschaft zu den Sportlern des Jahres.
Bild: In gezwungener Siegerpose: Joachim Löw, Maria Höfl-Riesch und Robert Harting

BADEN-BADEN dpa | Am Ende eines ereignisreichen Sportjahres mit Olympischen Winterspielen in Russland und der Fußball-WM in Brasilien stimmten rund 1.200 Sportjournalisten über die „Sportler des Jahres“ ab. Bei der Gala in Baden-Baden applaudieren rund 700 Gäste Alpin-Ikone Maria Höfl-Riesch, Diskuswerfer Robert Harting und die Fußball-Weltmeister von Bundestrainer Joachim Löw.

Harting gewann dort bereits zum dritten Mal in Serie, die Nationalelf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) stand zum insgesamt zehnten Mal ganz oben. „Es war der Zusammenhalt, es war die Mannschaft“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach rückblickend auf die WM: „In diesen sechs Wochen in Brasilien hatten wir nicht einen inneren Stress.“

Die 30-jährige Höfl-Riesch, die ihre Karriere im März nach Gold in der Super-Kombi von Sotschi als erfolgreichste Alpine der deutschen Olympia-Geschichte beendet hatte, stand bei der Sportlerwahl zum zweiten Mal nach 2010 an der Spitze. Sie trat bei der Gala, bei der auch IOC-Präsident Thomas Bach im Publikum war, in die Fußstapfen unter anderen von Magdalena Neuner. Auch die frühere Biathlon-Königin gehört wie Höfl-Riesch zu einem kleinen Kreis von Sportlern, die vor der Ehrung bereits vom Wettkampfsport zurückgetreten waren. Bei Neuner war dies bei ihrer dritten Wahl 2012 der Fall gewesen.

Welche Bedeutung die Auszeichnung für viele Athleten besitzt, hatte Höfl-Riesch schon im Vorfeld deutlich gemacht.„Das wäre der perfekte Abschluss“, sagte sie. Nun ist er es tatsächlich. Mit 3.147 Punkten gewann sie die prestigeträchtige Wahl mit großem Vorsprung auf die Doppel-Olympiasiegerin im Rodeln, Natalie Geisenberger (1.830). Dritte wurde Carina Vogt (1.782). Sie schrieb in Sotschi als erste Goldmedaillengewinnerin im Skispringen olympische Geschichte.

Während Höfl-Riesch vor der Wahl als eine der Favoritinnen gegolten hatte und der erste Platz der Fußballer allgemein erwartet worden war, kam die erneute Auszeichnung Hartings doch etwas überraschend. Schließlich war der Diskusstar 2014 in Zürich nach seinem Olympiasieg 2012 und dem dritten WM-Titel 2013 „nur“zum zweiten Mal Europameister geworden.

Eric Frenzel knapp hinter Harting

Dagegen war der Ende September von den deutschen Spitzenathleten zum „Champion des Jahres“ gekürte Nordische Kombinierer Eric Frenzel in Sotschi Olympiasieger, Rodel-Star Felix Loch hatte in Russland zweimal Gold gewonnen. Allerdings setzte sich Harting mit 2100 Punkten auch nur sehr knapp vor Frenzel (2055) durch, Loch erhielt auf Rang drei 1467 Zähler. „Ich bin glücklich, dass dieses Jahr so gut gelaufen ist. Bis auf das Ende des Jahres“, sagte der Leichtathlet in Anspielung auf seinen Kreuzbandriss, den er sich im September zugezogen hat.

Bei Harting dürfte die Persönlichkeit eine besondere Rolle gespielt haben. Sie soll bei der Wahl Berücksichtigung finden. So hatte sich der kritische 30-Jährige im Herbst einer Nominierung zur Wahl des „Welt-Leichtathleten“ verweigert, weil er nicht zusammen mit dem früheren Dopingsünder Justin Gatlin aus den USA auf einer Kandidatenliste stehen wollte.

In der Kategorie „Mannschaften“ distanzierten Löws Fußballer die Konkurrenz um Längen und setzten ihren Ehrungsmarathon nach dem WM-Sieg von Rio fort. Mit 1.846 Punkten erhielten die Skispringer auf Rang zwei trotz ihres Olympiasiegs nicht einmal halb so viele wie die DFB-Elf (4.660). Sie kam wegen des letzten Bundesligaspieltags des Jahres aber nur mit einer kleinen Abordnung ins Kurhaus – die magischen Bilder aus dem Maracanã mit Mario Götzes 1:0-Siegtor in der Verlängerung gegen Argentinien lebten trotzdem noch einmal auf. Dritte wurden die deutschen Volleyballer (1.115), die mit WM-Bronze die erste Medaille bei Weltmeisterschaften seit 44 Jahren gewannen.

22 Dec 2014

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