taz.de -- Studenten-Massaker in Mexiko: Opferfamilien greifen Kaserne an

Angehörige der Studenten werfen Soldaten vor, in den Massenmord verwickelt zu sein. Die mutmaßliche Drahtzieherin der Entführung wird angeklagt.
Bild: Polizisten versuchen den Angriff auf die Kaserne abzuwehren.

MEXIKO-Stadt dpa | Angehörige und Kommilitonen der in Mexiko verschleppten Studenten haben eine Kaserne im Südwesten des Landes angegriffen und sich Auseinandersetzungen mit dem Militär geliefert. Die Demonstranten hätten Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper auf die Soldaten geschleudert, berichteten lokale Medien am Montag. Mehrere Menschen seien bei den Zusammenstößen in der Stadt Iguala verletzt worden.

Die Familien werfen den Streitkräften vor, in die Entführung von Dutzenden Studenten des linksgerichteten Lehrerseminars Ayotzinapa verwickelt zu sein. Die jungen Leute waren Ende September von Polizisten verschleppt und Zeugenaussagen zufolge der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“ übergeben worden.

Bandenmitglieder räumten mittlerweile den Mord an den 43 Studenten ein. Bisher sind nur wenige Überreste gefunden worden. Eindeutig identifiziert wurde bislang nur ein Opfer. Wahrscheinlich sind die Leichen alle verbrannt worden. Das Massaker hatte ein Schlaglicht auf die engen Verflechtungen zwischen Politikern, Polizisten und Verbrechern in Mexiko geworfen.

Unterdessen leitete die Justiz einen Strafprozess gegen die mutmaßliche Drahtzieherin der Tat ein. Der Frau des Bürgermeisters von Iguala, María de los Ángeles Pineda Villa, wird vorgeworfen, mit der Verbrecherorganisation „Guerreros Unidos“ zusammengearbeitet zu haben, wie die Justizverwaltung mitteilte.

Die Frau stammt aus einem Drogenhändlerclan und soll vom Rathaus aus die Geschäfte der „Guerreros Unidos“ geführt haben. Gemeinsam mit ihrem Ehemann José Luis Abarca wurde sie Anfang November in Mexiko-Stadt gefasst. Derzeit sitzt sie in einem Hochsicherheitsgefängnis in Untersuchungshaft.

13 Jan 2015

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