taz.de -- Neue Snowden-Dokumente: Späher spähen Späher aus
Die NSA hat eine eigene Abteilung für die Spionage anderer Spionagedienste. Der „Spiegel“ berichtet auch von Attacken auf Nordkorea.
BERLIN/NEW YORK dpa | Der US-Geheimdienst NSA hat nach Medienberichten die Online-Spähaktionen fremder Geheimdienste beobachtet und teilweise deren Erkenntnisse abgeschöpft. Dabei habe sich die NSA auch einen Zugang zu Netzen und Personen in Nordkorea verschafft, berichtete die New York Times am Montag. Die NSA haben sich bei der Aktion teilweise auch Spähaktionen des südkoreanischen Geheimdienstes zunutze gemacht.
Der US-Geheimdienst habe „eine Vielzahl von Cyberattacken aus andere Staaten für ihre eigenen Zwecke genutzt“, schrieb das Nachrichtenmagazin Der Spiegel bereits am Wochenende. Der Geheimdienst habe sich demnach in Spionageaktionen von China einklinken können und die Ergebnisse abgreifen können.
Die NSA habe dafür eine eigene Abteilung namens „Transgression“ (Übertretung, Grenzüberschreitung), die auf diese Art der Spionage spezialisiert sei. Der Spiegel beruft sich dabei auf Unterlagen, die Edward Snowden kopiert hatte. Das Magazin [1][veröffentlichte eine Reihe der Dokumente online].
Die NSA habe sich zudem in nordkoreanische Rechner gehackt, berichtete die New York Times. Die USA hätten sich 2010 erstmals Zugriff auf Computer-Netzwerke Nordkoreas verschafft. Sie hätten dort Software platziert, um Aktivitäten des Landes zu überwachen.
Die New York Times nennt diese Technik als Grund dafür, dass die USA Nordkorea für den Hacker-Angriff auf das Filmstudio Sony verantwortlich machten. Allerdings stelle sich die Frage, warum die USA von dem Angriff offenbar überrascht wurden und das Unternehmen nicht hätten warnen können.
19 Jan 2015
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