taz.de -- Putin über Nemzow-Mord: Eine „Schande“ für Russland

Wladimir Putin hat sich erstmals öffentlich zum Mord am Kreml-Kritiker Boris Nemzow geäußert. Die Behörden haben derweil mehrere Verdächtige ausgemacht.
Bild: Boris Nemzow (l.) und Helmut Kohl 1998.

MOSKAU rtr/ap | Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Mord an Kreml-Kritiker Boris Nemzow als „Schande“ für Russland bezeichnet. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zu dem Fall verurteilte er am Mittwoch vor Mitarbeitern des Innenministeriums die Tat. Die russische Regierung hatte bislang am Samstag lediglich erklärt, Putin habe Nemzows Mutter sein Beileid ausgesprochen.

„Prominenten Verbrechen, darunter denjenigen mit einem politischen Motiv“, müsse man „die ernsthafteste Aufmerksamkeit“ zukommen lassen, erklärte Putin. „Wir müssen Russland endlich von der Schande und Tragödien solcherart befreien, die wir jüngst gesehen und erlebt haben. Ich meine den dreisten Mord an Boris Nemzow genau im Zentrum der Hauptstadt“, fügte der Präsident hinzu.

Die russischen Behörden haben Medienberichten zufolge mehrere Verdächtige ausgemacht. Allerdings sei dies nur eine Möglichkeit, die in Betracht gezogen werde, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, am Mittwoch. Festnahmen gab es bislang keine.

Der 55-Jährige war von hinten erschossen worden, als er über eine Brücke in Moskau lief. Viele Oppositionelle glauben, dass der Mord vom Kreml als Vergeltung für Nemzows leidenschaftliche Kritik an Putin angeordnet wurde. Dagegen gehen die Behörden von verschiedenen möglichen Motiven aus, darunter auch, dass durch das Attentat das Ansehen von Putin befleckt werden soll.

4 Mar 2015

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