taz.de -- Folgen der Geiselnahme in der Türkei: Razzia in linker Hochburg
Die Polizei hat in Istanbul ein linkes Viertel durchsucht und zahlreiche Menschen festgenommen. Sie hatte dabei Hubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge im Einsatz.
ISTANBUL dpa | Nach der tödlichen Geiselnahme eines Staatsanwalts in Istanbul geht die türkische Polizei weiter gegen mutmaßliche Linksextremisten vor. Im Istanbuler Viertel Okmeydani durchsuchten Sicherheitskräfte in der Nacht zu Donnerstag zahlreiche Häuser, wie die Nachrichtenagentur DHA berichtete.
Im Istanbuler Arbeiterviertel seien mindestens 24 Menschen festgenommen worden, berichteten türkische Medien. Bei Zugriffen in zwei anderen Städten seien 15 weitere mutmaßliche Mitglieder der verbotenen Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) verhaftet worden. Die Sicherheitskräfte beschlagnahmten demnach Schusswaffen, Munition, Dokumente und Computer.
Das Viertel gilt als Hochburg der Linken. DHA berichtete, es seien Hubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge im Einsatz gewesen. Zahlreiche Menschen seien festgenommen worden. Die genaue Zahl blieb zunächst unklar.
Anhänger der verbotenen linksextremen DHKP-C hatten am Dienstag einen Staatsanwalt im zentralen Istanbuler Justizgebäude als Geisel genommen. Die Polizei beendete die Geiselnahme nach neun Stunden gewaltsam. Die beiden Terroristen und der Staatsanwalt kamen ums Leben. Am Mittwoch nahm die Polizei im südtürkischen Antalya 22 mutmaßliche Anhänger der DHKP-C fest.
Der getötete Staatsanwalt ermittelte in dem politisch bedeutenden Fall Berkin Elvan. Der Jugendliche war bei den Gezi-Protesten im Sommer 2013 von einer Tränengaskartusche der Polizei am Kopf getroffen worden. Er starb nach neun Monaten im Koma.
2 Apr 2015
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