taz.de -- Krieg im Jemen: Huthis beschießen Saudi-Arabien
Erstmals seit Beginn der Luftangriffe auf ihre Stellungen im Jemen haben Huthi-Rebellen zivile Ziele in Saudi-Arabien beschossen. Und in Aden rückten sie weiter vor.
RIAD/SANAA ap/dpa | Die schiitischen Huthi-Rebellen haben in der jemenitischen Hafenstadt Aden am Mittwoch weitere Bezirke unter ihre Kontrolle gebracht und den Präsidentpalast eingenommen. Nach schweren Kämpfen mit Soldaten, die loyal zu der Exilregierung stehen, eroberten die Rebellen den Bezirk Tawahi sowie den Palast, wie Militärbehörden mitteilten. Die von Saudi-Arabien angeführte Koalition flog weiter Angriffe auf die Rebellen. Ziele waren Stellungen in Aden, aber auch in Marib, Saada und Dhamar. Dutzende Rebellen sollen dabei getötet worden sein.
Vier Saudis sind außerdem laut Medienberichten an der Grenze zum Jemen durch Raketen und Mörserfeuer der schiitischen Huthi-Rebellen getötet worden. Unter den Opfern sei auch ein Offizier der Armee, meldeten saudische Medien am Mittwoch.
Die Huthi-Rebellen hätten am Dienstagabend erstmals seit Beginn der massiven Luftangriffe auf ihre Stellungen im Jemen die Grenzregion in der Nähe der Stadt Nadschran beschossen. Das saudische Innenministerium hatte zuvor von drei Toten gesprochen, ohne weitere Details zu den Opfern zu nennen.
Zudem seien fünf saudi-arabische Soldaten gefangen genommen worden, teilten jemenitische Stammesführer mit. Die staatliche Fluggesellschaft Saudi-Arabiens strich Flüge in der Grenzregion, Schulen schlossen früher.
Der saudi-arabische General Ahmed Asiri sagte, die von seinem Land geführte Koalition werde auf den Angriff der Rebellen antworten. Alle Möglichkeiten stünden dem Königreich offen, um seine Sicherheit zu gewährleisten.
Luftangriffe und Bodenkämpfe
Die Offensive der Huthi-Rebellen zwang Hunderte weitere Menschen der im Süden des Jemens gelegenen Hafenstadt Aden zur Flucht. Einwohner berichteten, seit Wochen in ihren Häusern im Bezirk Tahawi eingesperrte Menschen seien in Panik weggerannt, nachdem die Huthis die Gegend beschossen und gestürmt hätten.
Durch die am 26. März gestarteten Luftangriffe der Koalition unter Führung Saudi-Arabiens und die Bodenkämpfe wurden Hunderte Menschen getötet. Mindestens 300.000 Menschen wurden vertrieben.
Die saudische Armee ist seit Wochen an der Grenze zum Jemen in Alarmbereitschaft. Die saudische Luftwaffe und ihre arabischen Verbündeten hatten Ende März mit Angriffen auf die Huthi-Rebellen begonnen. Das sunnitische Königreich unterstützt damit Jemens Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, der nach Riad geflohen ist. Die Huthis haben große Teile des Jemens unter Kontrolle gebracht.
6 May 2015
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