taz.de -- Tarifverhandlungen bei der Bahn: Am Mittwoch geht's weiter

Die Tarifverhandlungen von Deutscher Bahn und EVG wurden vertagt. Beide Seiten sprechen von einer Annäherung in wesentlichen Punkten.
Bild: Kann bis Mittwoch nachdenken: EVG-Verhandler im Sitzungssaal.

BERLIN afp | Nach einem Verhandlungsmarathon haben die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre Tarifverhandlungen kurz vor dem Ziel vertagt. Die Verhandlungen würden kommenden Mittwoch fortgesetzt, sagte eine Bahnsprecherin am Freitagmorgen in Berlin. Die EVG zeigte sich zuversichtlich, dass am 1. Juni ein neuer Tarifvertrag in Kraft trete, nachdem sich beide Seiten schon auf „wesentliche Punkte“ geeinigt hätten.

Zwar seien „zu vielen Forderungen Ergebnisse erzielt“ worden, hinsichtlich der Lohnforderungen bestehe aber noch Uneinigkeit, sagte eine Bahn-Sprecherin. Daher sei „in beiderseitigem Einvernehmen“ eine Vertagung beschlossen worden. Der Sprecherin zufolge hatte die Bahn bei der Verhandlungsrunde „ein weiter verbessertes Angebot“ für Lohnerhöhungen vorgelegt.

Die EVG erklärte, sie habe in „langwierigen und schwierigen Verhandlungen“ eine „Einigung in allen strukturellen Fragen“ erzielt. Eine Spaltung der Belegschaft sei verhindert worden. „Wir haben die Zusage, dass alle Tarifverträge, die wir derzeit verhandeln, zum gleichen Zeitpunkt enden werden“, erklärte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba in Berlin. Damit sei eine wesentliche Forderung erfüllt.

In der Frage der Laufzeit, der prozentualen Lohnerhöhung sowie der sozialen Komponente hätten sich beide Seiten „deutlich angenähert“, erklärte die EVG. Die Bahn habe aber schließlich mitgeteilt, dass sie noch „internen Abstimmungsbedarf“ habe, „um auch die letzten Forderungen der EVG noch erfüllen zu können“, führte Rusch-Ziemba aus. Darüber werde am Mittwoch abschließend beraten.

Einführung eines neuen flexibleren Vergütungssystems

Die Verhandlungsführer von Bahn und EVG waren am Donnerstagnachmittag zusammengekommen, um ihre Tarifverhandlungen für die 100.000 EVG-Mitflieder abzuschließen. Für den Fall eines Scheiterns hatte die EVG vorab mit Streiks gedroht.

Wie die Bahn in einer Erklärung mitteilte, einigte sie sich mit der EVG unter anderem auf „ein umfangreiches Paket“, darunter ein Tarifvertrag unter dem Titel „Arbeit 4.0“, der den rapiden Veränderungen der Arbeitswelt durch die zunehmende Digitalisierung Rechnung tragen soll. Einvernehmen bestehe auch über die Einführung eines neuen flexibleren Vergütungssystems. Außerdem wollten Bahn und EVG die Arbeitszeit- und Langzeitkonten überarbeiten, um die Belastung zu reduzieren und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.

Anders als die Lokführergewerkschaft GDL hat die EVG in dieser Tarifrunde noch kein einziges Mal zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Die beiden Gewerkschaften hatten sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können. Deshalb verhandeln beide für alle ihre Mitglieder und damit teilweise auch für dieselben Berufsgruppen. Die Deutsche Bahn will jedoch konkurrierende Regelungen innerhalb einer Berufsgruppe verhindern. Mit der GDL tritt der Konzern ebenfalls am Mittwoch in eine Schlichtung ein.

Hält die Deutsche Bahn an ihrer Maßgabe fest, sich widersprechende Regelungen mit den Gewerkschaften vermeiden zu wollen, würde eine Einigung mit der EVG erste Fakten gegenüber der GDL schaffen. Gesteht der Konzern der Lokführergewerkschaft aber auch abweichende Regelungen zu, könnte damit die EVG das Nachsehen haben – und letztlich Mitglieder an die GDL verlieren. Ein Ausweg könnte nach Angaben des Fahrgastverbands „Pro Bahn“ eine Nachbesserungsklausel sein.

22 May 2015

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