taz.de -- Reaktionen auf Datenhack: Aufstand gegen Facebook
Das Netzwerk wurde mutmaßlich von Kriminellen attackiert. Der Hack wirft erneut die Frage nach der Monopolstellung des Konzerns auf.
Berlin taz | Nach der Hackerattacke auf Facebook fordern Datenschützer*innen und Politik umfängliche Aufklärung über den Fall. „Qualität und Umfang des Hacks sind besorgniserregend“, sagte der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar der taz. „Facebook muss die einzelnen Nutzer, die davon betroffen sind, unverzüglich informieren.“
Am Freitag hatte der US-Konzern mitgeteilt, dass eine groß angelegte Hackerattacke auf Facebook verübt worden sei. Rund 50 Millionen Nutzer*innen wurden demnach Opfer des Hacks. Bisher ist nur wenig bekannt. Offenbar konnten die Hacker aber auf Chat-Inhalte, Bilder und Videos zugreifen, sobald sich Nutzer*innen einloggten.
Insgesamt nutzen weltweit rund 2,2 Milliarden Menschen das soziale Netzwerk. Laut US-Konzern ist das Problem bereits am Dienstag in der vergangenen Woche entdeckt und zwei Tage später behoben worden. Das Unternehmen nehme den Vorgang „sehr ernst“ und man habe die Justiz eingeschaltet, ließ Facebook-Chef Mark Zuckerberg mitteilen.
Für [1][Datenschützer Caspar] zeigt die Attacke erneut, dass die „Daten bei Facebook nicht in guten Händen sind.“ Er forderte zudem die irische Datenschutzbehörde auf, die Hintergründe des Vorgangs transparent aufzuklären und „aufsichtsbehördlich“ aufzuklären. In Europa hat Facebook seinen Hauptsitz in Irland angemeldet. In Deutschland ist Caspars Behörde zuständig für die Belange des Unternehmen.
Den Datenschützer treibt besonders um, dass offenbar auch die Dienste anderer Anbieter und damit auch die dort verarbeitenden persönlichen Daten der Nutzer*innen angreifbar sind. „Letzteres kann negative Auswirkungen auf die digitale Existenz des Nutzers insgesamt haben“, sagte Caspar.
Forderungen nach Zerschlagung Facebooks
Dieter Janecek spricht gar von einem Vertrauensbruch Zuckerbergs. „Erneut sind Millionen Nutzer betroffen“, sagte der Digitalexperte der Grünen-Bundestagsfraktion der taz. Der Fall werde nun zur Bewährungsprobe für das neue strengere europäischen Datenschutzrecht, das Strafzahlungen bis zur Höhe von 1,4 Mrd. Euro von Facebook verlangen könne.
Zudem brachte er Nachbesserungen beim Wettbewerbsrecht ins Spiel. „Die Marktmacht großer Internetmonopolisten nimmt mittlerweile Demokratie gefährdenden Dimensionen an“, sagte Janecek. Zu Facebook gehören unter anderem die Internetdienste WhatsApp sowie Instagram.
Der Hack trifft [2][Facebook] zur Unzeit. Der Börsenwert von Facebook wird auf rund 600 Milliarden US-Dollar geschätzt. In den vergangenen Tagen musste der Konzern vielfach Kurseinbrüche hinnehmen. Schuld daran, sind vor allem die Attacken ehemaliger Weggefährten Zuckerbergs, die sich aufgrund der Datenskandals mehr und mehr von ihrem ehemaligen Chef und Mitstreiter distanzieren.
Dazu gehört etwa der Gründer von WhatsApp,Brian Acton. In mehreren Interviews rechnete er mit Facebook und dessen Geschäftspraktiken ab. Weder die Anleger noch Nutzer haben jedoch die Zusammenarbeit Facebooks mit Cambridge Analytica vergessen. Mit Hilfe von Facebook-Nutzerprofilen konnte das britische Beratungshaus enormen Einfluss beispielsweise auf den US-Präsidentschaftswahlkampf nehmen oder auf die Brexit-Kampagne.
FBI befasst sich mit dem Hack
Gegenüber der taz bezeichnete der Vorsitzende des Digitalausschusses im Bundestag, Jimmy Schulz, die aktuelle Hackerattacke als nächsten schwerwiegenden Vorfall nach Cambridge Analytica. „Facebook muss seiner Verantwortung für die Sicherheit seiner Nutzer endlich nachkommen“, sagte Schulz. Er sprach sich für eine Stärkung der Privatsphäre, Selbstbestimmung und Transparenz aus. Derzeit befasst sich das FBI mit dem Fall.
Welche Folgen der Fall hat ist derzeit noch unklar. Möglicherweise werden Geschädigte in den USA Sammelklagen anstrengen. In der EU gilt seit 25. Mai die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Der Bruch von Datenschutzregeln könnte bei Facebook zu empfindlichen Geldstrafen führen.
1 Oct 2018
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