taz.de -- Impfen mit Astrazeneca in Berlin: Warten auf die Mutigen

Nach der Wiederzulassung des umstrittenen Stoffs laufen die Impfungen nur langsam wieder an. Termine gibt es weiterhin zuhauf.
Bild: Wo bleiben sie denn? Im Impfzentrum Tegel ist wenig los an diesem Freitag

Berlin taz | Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci war sich am Freitag nicht ganz sicher, wie gut das klappen würde mit dem Neustart beim Impfen mit Astrazeneca. Die Zahlen für Buchungen von Impfterminen seien nach der Entscheidung vom Vortag, den schwedisch-britischen Impfstoff in Deutschland wieder zuzulassen, nicht sehr hoch, sagte die SPD-Politikerin am Freitag beim Besuch des Impfzentrums im ehemaligen Flughafen Tegel. Dort war am Morgen der Betrieb wieder gestartet. „Es sieht noch nicht so aus, dass das Impfzentrum voll wird“, fürchtete Kalayci.

Sie warb ausdrücklich dafür, sich mit Astrazeneca impfen zu lassen. Der Impfstoff schütze vor schweren und vor tödlichen Krankheitsverläufen. „Die Wirksamkeit ist sehr hoch.“ Kalayci erklärte, sie lade alle ein, die bereits eine Impfeinladung und einen Code bekommen hatten, ihre Termine in den Impfzentren in Tegel und Tempelhof, wo Astrazeneca genutzt wird, in Anspruch zu nehmen.

Das Präparat von Astrazeneca ist aus Sicht der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) sicher. Das teilte die Behörde am Donnerstag in Amsterdam mit. Es werde aber eine extra Warnung vor möglichen seltenen Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen bei den möglichen Nebenwirkungen aufgenommen. Die Vergabe des Impfstoffs war wegen der Prüfung der Behörde in dieser Woche bundesweit kurz ausgesetzt worden.

Impfzentren auch am Wochenende offen

Die Impfzentren in Tegel und Tempelhof sind auch am Wochenende geöffnet. In dem in Tempelhof werde außerdem erstmals ganztägig von 9 bis 18 Uhr geimpft, sagte die Sprecherin der Impfzentren, Regina Kneiding, am Freitag. „Es bleibt danach offen im Vollbetrieb. Damit sind ab Samstag alle sechs Impfzentren in Berlin ganztägig in Betrieb.“ Voll ausgelastet sind allerdings auf absehbare Zeit noch nicht.

Impfberechtigte, deren Termin durch den Impfstopp zwischen Montagnachmittag und Donnerstag nicht zustande gekommen ist, können nach Angaben der Gesundheitsverwaltung Samstag und Sonntag ohne Termin direkt in das ursprünglich für sie gebuchte Impfzentrum kommen oder für die kommende Woche über die Impfhotline einen Termin vereinbaren.

Außerdem sollen alle in der Zukunft liegenden Termine, die am Montag abgesagt worden sind, wieder gültig sein. Die Gesundheitsverwaltung kündigte an, die Betreffenden würden per Mail und SMS kontaktiert, sofern ihre Daten vorliegen.

Kalayci forderte bei ihrem Besuch in Tegel, auch die niedergelassenen Ärzte bei Corona-Impfungen einzubeziehen. „Wir haben in Berlin ein Modellprojekt mit 137 Praxen. Das ist natürlich viel zu wenig. Ich möchte, dass alle Arztpraxen impfen können“, sagte die SPD-Politikerin. „Ab April ist mein großer Wunsch, dass wir auch das Impfen bei den niedergelassenen Ärzten durchführen können.“

Vertrauen verloren gegangen

Durch den vorübergehenden Impfstopp für Astrazeneca sei Vertrauen verloren gegangen. „Das ist das Beste, was einem passieren kann, dass einem der vertraute Hausarzt die Risiken erklärt und auch Bedenken ausräumen kann.“ Dadurch lasse sich die Impfbereitschaft erhöhen, argumentierte die Senatorin.

Die Impfungen in Berlin sollen schon bald deutlich ausgeweitet werden. Ab sofort erhalten rund 38.000 Lehrkräfte und andere Beschäftigte an Grund- und Gemeinschaftsschulen eine Impfeinladung, wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitag mitteilte. Sie sollen einen Termin in einem Impfzentrum ihrer Wahl buchen können.

Rechnet man das Dienstpersonal an den 63 sonderpädagogischen Förderzentren sowie die Kita-Beschäftigten dazu, können sich damit laut Bildungsverwaltung mittlerweile mehr als 90 000 Menschen aus dem Bildungsbereich impfen lassen. In einem weiteren Schritt sei geplant, auch das Personal an Integrierten Sekundarschulen, Gymnasien, Oberstufenzentren und beruflichen Schulen zu impfen.

19 Mar 2021

TAGS

Dilek Kalayci
Schwerpunkt Coronavirus
AstraZeneca
Impfung
Schwerpunkt Coronavirus
Wochenvorschau
Schwerpunkt Coronavirus
Schule und Corona
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus

ARTIKEL ZUM THEMA

Fragwürdige Auftragsvergabe: Kurzer Draht und lange Leitung

Hat Niedersachsen den Auftrag für die Impfhotline vorschnell an die Firma Majorel vergeben? Zum Organisations-Chaos kommen Zweifel am Verfahren.

Die Wochenvorschau für Berlin: Fast(en) auf der Zielgeraden

Die Maßnahmen gegen Corona werden diese Woche bestimmen – wieder mal. Aber es kommen noch andere spannende Zahlen.

Aktuelle Nachrichten in der Corona-Krise: 1:0 für Hansa Rostock

In Rio sind die Strände geschlossen worden, in MeckPomm findet Fußball wieder vor Publikum statt. Kühnert und Kubicki haben eins gemeinsam: Sie wollen AstraZeneca.

Schulen in der Coronakrise: KMK will weg vom Inzidenzwert

Die Kultusminister:innen fordern, sich bei Entscheidungen über Schulöffnungen nicht mehr nur am Inzidenzwert zu orientieren.

Entwicklung von Corona in Berlin: Zwischen Hoffen, Bangen und Impfen

Gerade bei jüngeren Kindern steigt die Inzidenz deutlich. Das verheißt nichts Gutes für die kommenden Wochen.

Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Spahn erwägt Einschränkungen

AstraZeneca liefert weniger Impfstoff. Das RKI rät dazu, Ostern im engsten Kreis der Familie zu verbringen. Lauterbach fordert die Rückkehr zum Lockdown.

AstraZeneca in Deutschland: Schnell prüfen und fortsetzen

Es ist wichtig, das Vertrauen in den Impfstoff zu erhalten. Doch die bisherigen Fälle reichen nicht, um AstraZeneca aus dem Verkehr zu ziehen.