taz.de -- Ex-„Spiegel“-Chef zum MDR: Von New York nach Leipzig

Der MDR-Rundfunkrat macht Ex-„Spiegel“-Chef Klaus Brinkbäumer zum neuen Programmdirektor in Leipzig. Programmdirektorin in Halle wird Jana Brandt.
Bild: Der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer

Klaus Brinkbäumer, der ehemalige Chefredakteur des Spiegel, wird neuer Programmdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks in Leipzig. Das hat der Rundfunkrat des MDR am Montag mit großer Mehrheit und in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen. Neue Programmdirektorin des MDR in Halle wird Jana Brandt, die bisherige Fernsehfilmchefin des Senders. Der Rundfunkrat folgte mit seiner Wahl den Vorschlägen der MDR-Intendantin Karola Wille. Brandt und Brinkbäumer treten ihre neuen Stellen zum 15. Januar 2021 an.

Die beiden Personalien könnten unterschiedlicher kaum sein: Jana Brandt ist ein Fernsehgewächs und im MDR seit Langem zu Hause. Geboren in Potsdam, begann sie ihre Karriere in den 80ern beim DDR-Fernsehen, wechselte 1991 zur ARD und 1999 zum MDR. Dort betreute sie viele der für MDR und ARD ruhmreichen Filme und Serien, wie „In aller Freundschaft“, „[1][Weissensee]“ oder die Verfilmung des DDR-Klassikers „Nackt unter Wölfen“.

Klaus Brinkbäumer dagegen hat bisher kaum Rundfunkerfahrung und kommt von außen zum MDR. Er hat 25 Jahre lang beim Spiegel gearbeitet, knapp drei davon als Chefredakteur. Diesen Posten [2][musste er räumen], weil die Gesellschafter des Spiegel ihm den digitalen Umbau des Magazins nicht zugetraut hatten. Brinkbäumer wurde anschließend Autor der Zeit und berichtete zuletzt aus den USA. Die Personalie hatte in der vergangene Woche für Überraschung gesorgt, auch beim Rundfunkrat des MDR.

Die Lokalpresse kommentierte Brinkbäumers Wechsel vorab misstrauisch: Seine fehlende Rundfunkerfahrung und seine westdeutsche Herkunft würden die Bürger in Ostdeutschland „als Zeichen wahrnehmen“, schrieb die Mitteldeutsche Zeitung. In der Debatte um [3][Sachsen-Anhalts Zustimmung zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags] war zuletzt auch immer wieder das Argument aufgekommen, der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe zu wenig ostdeutsches Führungspersonal – dabei steht gerade der MDR mit seiner Ost-/West-Bilanz auf Führungsebene nicht schlecht da.

An seiner Ost-Expertise scheint Klaus Brinkbäumer aber bereits zu arbeiten: Im Tagesspiegel, wo er eine wöchentliche Sprachkolumne schreibt, sinnierte er am Wochenende, also kurz vor seiner Wahl, [4][über das „perfekte Wort“]. Er begann seinen Text ausgerechnet mit der zärtlichen Leipziger Beleidigung „Du Hutblume“ und dem Wort „Schnitzelfriedhof“, mit dem der Pirnaer Biathlet Michael Rösch offenbar seinen Bauch bezeichnet.

7 Dec 2020

LINKS

[1] /Neue-Staffel-Weissensee-auf-ARD/!5500759
[2] /Der-Spiegel-wechselt-Chefredaktion-aus/!5527525
[3] /Streit-um-Rundfunkgebuehren/!5730999
[4] https://m.tagesspiegel.de/kultur/von-hutblume-bis-schnitzelfriedhof-im-deutschen-gibt-es-eine-grosse-kompositorische-freiheit/26691912.html

AUTOREN

Anne Fromm

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