taz.de -- Unruhen in Sambia: Das nächste Ziel für Afrikas Gen Z?

Sambias Präsident Hichilema hat sich mit Tansanias umstrittener Präsidentin solidarisiert. Nun gerät er im eigenen Land unter Druck unzufriedener Jugendlicher.
Bild: Gegen ihn richtet sich der Unmut: Sambias Präsident Hakainde Hichilema

Sambias Präsident Hakainde Hichilema war einer von nur vier afrikanischen Staatschefs, die vergangene Woche der Amtseinführung von Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan zu einer zweiten Amtszeit nach ihrer umstrittenen Wiederwahl beiwohnten. Die Wahl in Tansania forderte Hunderte Tote, als Jugendproteste der sogenannten Gen Z blutig niedergeschlagen wurden. Im August 2026 will sich Hichilema in Sambia wiederwählen lassen – und es könnte sein, dass die Gen Z-Proteste auch sein Land erreichen.

Am vergangenen Samstag kam es zu Unruhen im Distrikt Chingola in [1][Sambias nördlicher Bergbauregion] Copperbelt, als Präsident Hichilema dort zu Besuch war. Zahlreiche Jugendliche kamen zum Markt von Chiwempela, wo er sprechen sollte – aber nicht, um ihm zuzuhören. Vielmehr begannen sie, Läden zu plündern.

Als die Polizei anrückte, wollten sie Hichilemas Auftrittsort stürmen und warfen mit Gegenständen. Der Präsident wurde in einem Autokonvoi zum Luftlandeplatz an der Oberschule Chikola in vermeintliche Sicherheit gebracht, aber die Jugendlichen fuhren hinterher und griffen den Autokonvoi an. Mehrere Fahrzeuge wurden beschädigt oder angezündet.

Präsident Hichilema musste mit einer Verletzung am Kopf ins Krankenhaus. Das präsidiale Redezelt mit Pult, schickem Mobiliar, rotem Teppich und Präsidentenfoto ging in Flammen auf, ebenso eine mobile Toilette samt Anhängerwagen. Da diese Dinge angemietet waren, muss der Staat jetzt Schadensersatz an die Eigentümer zahlen.

Jugendliche festgenommen

Die Polizei nahm fünf Jugendliche fest, darunter die angeblichen Rädelsführer Abraham Chilumbu (24) und Abraham Sichone (21). Ein Polizeisprecher erklärte, man werde nicht ruhen, bis alle Täter gefasst seien.

Sambias Regierungspartei UPND (United Party for National Development) lobte den Präsidenten für seine „Führung und Zurückhaltung“. Sie erklärte: „Weil Präsident Hichilema sich zum Rückzug entschloss, wurden Menschenleben in Chingola gerettet.“

Die UPND ist allerdings zerstritten über die Frage, ob Hichilema wirklich 2026 erneut kandidieren soll. Einige Rivalen in der Partei würde bereits für sich selbst Wahlkampf machen, kritisierte Generalsekretär Batuke Imenda und warnte: „Wir werden das nicht zulassen.“

Der 63-jährige Hichilema, immer fein gekleidet, galt schon vor seiner Wahl als der [2][reichste Sambier]. Als er bei den Wahlen 2021 auf den mittlerweile verstorbenen Edgar Lungu von der PF (Patrioti Front) folgte, hofften viele, er werde nun auch Sambia reich machen. Aber davon ist wenig zu sehen, und er führt die UPND mit harter Hand.

Seine Solidarität [3][mit Tansanias Präsidentin Suluhu] nach dem Blutvergießen dort bringt Hichilema nun zusätzliche Kritik ein. Tansania und Sambia waren in den 1970er Jahren die wichtigsten „Frontstaaten“ des südlichen Afrika im Befreiungskampf gegen Apartheid und weiße Minderheitsherrschaft und fühlen sich heute noch eng verbunden. Kontrovers ist vor diesem Hintergrund auch, dass Hichilema in dieser Woche Israels Präsident Isaac Herzog empfangen wird – historisch gilt die Solidarität regierender Exbefreiungsbewegungen im südlichen Afrika den Palästinensern.

10 Nov 2025

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Mulenga

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