taz.de -- Deutsche globale Klimafinanzierung: Geld für Klima (noch) da
Die Bundesregierung hat 2024 ihr Versprechen eingehalten, 6 Milliarden für Klimaprojekte im Globalen Süden auszugeben. 2025 sieht es schlechter aus.
Berlin taz | Deutschland hat nach jüngsten Zahlen sein Versprechen eingehalten, mindestens 6 Milliarden Euro für internationale Klimafinanzierung bereitzustellen. Das sei ein wichtiges Signal für die UN-Klimakonferenz in Belém, Brasilien, in diesen November, sagte Staatssekretär im Umweltministerium Jochen Flasbarth (SPD) am Montag. Gemeinsam mit dem Bundesentwicklungsministerium (BMZ) stellte er die Zahlen vor.
Die 6,1 Milliarden sind Deutschlands Beitrag zu den [1][100 Milliarden US-Dollar, die Industriestaaten ab 2020 jährlich ärmeren Ländern zur Verfügung stellen sollen] – laut Beschluss der Klimakonferenz in Dänemark 2009. Sie sollen für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen im Globalen Süden aufkommen. Auf [2][der letzten Klimakonferenz in Aserbaidschan] beschloss die Staatengemeinschaft, den Betrag bis 2035 auf jährlich 300 Milliarden anzuheben.
Außerdem sollen im gleichen Zeitraum weitere 1,3 Billionen US-Dollar zusammenkommen, die auch von Entwicklungsbanken und privaten Gebern finanziert werden können. Ein Fahrplan dafür soll in Belém vorgestellt werden.
Deutschland könne mit seiner „Expertise in der Hebelung“ privater Mittel einen wichtigen Beitrag leisten, sagte Flasbarth. Denn zusätzlich zu den öffentlichen Geldern mobilisierten 2024 die staatseigenen Entwicklungsbanken KfW und DEG Gelder am Kapitalmarkt in Höhe von 4,6 Milliarden Euro, die als Kredite zinsgünstiger an ärmere Länder gegeben werden, sowie 1,1 Milliarden Euro private Gelder, die durch Garantien abgesichert werden.
BMZ-Kürzungen sind „Herausforderung“
Die insgesamt 11,8 Milliarden aus Deutschland [3][flossen überwiegend in den Ausbau erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz]. Außerdem wurden Umweltschutz oder Klimaanpassung in der Landwirtschaft finanziert.
Für 2025 sei es eine „große Herausforderung“ das 6-Milliarden-Ziel zu erreichen, sagte Flasbarth angesichts der wiederholten Budgetkürzungen im Haushalt des BMZ, das etwa 80 Prozent der internationalen Klimafinanzierung stellt. „Unser Fokus liegt darauf, dass die Mittel des BMZs stabilisiert werden, und wenn es irgend geht auch wieder wachsen“, sagte Flasbarth. Das sei kein reines Ressort Interesse, sondern übergeordnetes, so der frühere Staatssekretär des BMZ.
Auch Jan Kowalzig, Klimaexperte der Entwicklungsorganisation Oxfam, sieht das Versprechen zukünftig bedroht. Für die „Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Deutschlands“, müssten zumindest für 2026 die Mittel deutlich aufgestockt werden, sagte er. Über den Bundeshaushalt 2026 wird noch im Bundestag debattiert.
29 Sep 2025
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) sieht Mängel bei der deutschen Umsetzung von Völkerrecht. Leidtragende sind die Kinder.
Die Länder tun etwas, um die Folgen der Erderhitzung abzufedern. Das zeigt ein UN-Bericht. Besonders im Globalen Süden fehlen aber oft Geld und Expertise.
Es braucht Räume, um die komplexen Fragen der Erderhitzung zu diskutieren, sagen junge Menschen – und finden sie bei der lokalen Jugendklimakonferenz.
Der Internationale Gerichtshof hat in einem Rechtsgutachten festgestellt: Auch im Meer versunkene Länder verlieren nicht ihre Staatlichkeit.
Der Petersberger Klimadialog in Berlin wird überschattet von Trump und der eskalierenden Erderhitzung. Baerbock hofft auf ökonomische Kipppunkte.
Erst 2022 haben Industriestaaten das Ziel von 100 Milliarden Dollar Klimafinanzierung erreicht. Ein Großteil davon sind Kredite, kritisiert Oxfam.